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Von Roland Knauer: Wettlauf an der Spree

Die Talsperre Spremberg soll die Flut aufhalten

Stand:

An der Talsperre Spremberg an der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg findet ein dramatischer Wettlauf um die Auswirkungen des Hochwassers im Osten Deutschlands statt. Der Präsident des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV) in Brandenburg, Matthias Freude, beschreibt das Rennen gegen die Zeit mit zwei Zahlen: „Oben fließen in jeder Sekunde fast hundert Kubikmeter Wasser von der Spree in den See, unten können durch ein popeliges Auslassrohr nur zehn Kubikmeter in der Sekunde raus.“ Auch wenn insgesamt 42,7 Millionen Kubikmeter Wasser in die Talsperre passen und am 3. August gerade einmal 13,55 Millionen Kubikmeter drin waren, wäre der See also nach wenigen Tagen voll. Dann aber könnte der Staudamm überflutet werden und brechen. Genau das passierte am Samstagabend der Stadt Görlitz, als ein Staudamm am Neiße-Nebenfluss Witka brach und die Fluten in wenigen Stunden in der sächsischen Stadt auf einen Rekordpegel von mehr als sieben Metern anschwollen. Unterhalb der Spremberg-Talsperre aber liegt mit Cottbus nicht nur die zweitgrößte Stadt des Landes Brandenburg, sondern weiter Spreeabwärts auch Berlin.

Zum Sommerwetter im Osten Deutschlands gehören die Auswirkungen sogenannter Vb-Wetterlagen, die gerade das Hochwasser an Spree und Neiße ausgelöst haben. Dabei saugt sich die Luft über dem warmen Mittelmeer mit Feuchtigkeit voll, die anschließend Starkniederschläge in Bayern, Tschechien, Polen und eben dem Osten Deutschlands bringen. „Seit 1981 hat es an der Spree kein so großes Hochwasser mehr gegeben“, zählt Matthias Freude auf.

Die Fluten aus solchen Extremniederschlägen landen in den Flüssen und überschwemmen die Siedlungen an deren Ufern. Nur wenn ein Zwischenlager einen Teil des Wassers aufnimmt, kann das schlimmste verhindert werden. An der Neiße hat ungeplant der nahegelegene, aber längst aufgelassene Tagebau Berzdorf diese Rolle übernommen. „Die Neiße hat einen parallel verlaufenden Bahndamm durchbrochen und ist so auf natürlichem Weg in diesen Tagebau geflossen“, berichtet BTU-Forscher Uwe Grünewald. Das hat Görlitz noch höhere Pegel erspart.

Insgesamt gibt es in Sachsen und Brandenburg 27 solcher ehemaligen Tagebaue, die heute in Seen umgewandelt werden. Allerdings sind ohne natürliche Dammbrüche die Zuläufe zu gering, um einen großen Teil des Hochwassers der Spree aufzunehmen. „Zentraler Hochwasserspeicher ist daher die Talsperre Spremberg“, erklärt LGUV-Präsident Matthias Freude. „19 Millionen Kubikmeter stehen dort für das Zurückhalten von Hochwasser normalerweise bereit“, schildert BTU-Forscherin Sabine Schümberg. Im Sommer 2010 aber gibt es deutlich mehr Platz, weil die Talsperre gerade renoviert wird und daher das meiste Wasser lange vor dem Hochwasser abgelassen wurde.

„Allerdings wird gerade am Ausfluss gearbeitet“, schildert LUGV-Präsident Matthias Freude. Durch das für die Bauarbeiten installierte Behelfsrohr aber passen nur 10 Kubikmeter Wasser in der Sekunde. Also bauen die Arbeiter fieberhaft Baugerüste ab. „Ab Dienstag sollen dann in jeder Sekunde 55 bis 80 Kubikmeter Wasser abgelassen werden“, erklärt Matthias Freude weiter. Damit kann ein Deichbruch zwar verhindert werden, gleichzeitig aber kommt auch ein größerer Teil des Hochwassers spreeabwärts im Spreewald und in den Städten Cottbus und Berlin an.

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