Rechtsextreme Szene in Brandenburg: Widerstand gegen Neonazi-Konzert in Finowfurt
Die Bürger der Gemeinde Schorfheide haben am Samstag ein deutliches Zeichen gegen Rechts gesetzt. Rund 1200 Menschen protestierten gegen ein Konzert von Neonazis. Dennoch will die rechte Szene wiederkommen.
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Finowfurt - Hunderte Menschen haben am Samstag friedlich gegen ein Neonazi-Konzert in Finowfurt in der Gemeinde Schorfheide (Barnim) protestiert. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich an den verschiedenen Aktionen insgesamt etwa 1200 Menschen, darunter zahlreiche Kommunal- und Landespolitiker.
Zwischenfälle blieben laut Polizei aus. Am Abend - mehr als eine Stunde vor dem festgelegten Ende - lösten Polizisten das Rechtsrock-Konzert auf, nachdem dort wiederholt der Hitlergruß gezeigt wurde. Insgesamt waren rund 650 Neonazis aus ganz Deutschland angereist. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gegen Bandmitglieder und Besucher.
Der evangelische Bischof Markus Dröge hob in seiner Pfingstpredigt hervor, dass etwa doppelt so viele Menschen gegen das Konzert protestierten, wie Neonazis gekommen waren. „Das ist ein Zeichen dafür, dass unsere Zivilgesellschaft lebendig ist und streitbar ihre Freiheit verteidigt“, sagte Dröge.
Unter dem Motto „Den Nazis den Stecker ziehen“ hatten die Initiative „Finowfurt - Nazifrei“ und das Aktionsbündnis „Bunte Schorfheide“ erstmals gemeinsam zum Protest aufgerufen. Nach ihren Angaben verzögerten die Aktionen den Beginn des Konzerts erheblich. „Damit haben wir viel erreicht“, sagte ein Sprecher.
Brandenburgs Innenministerium wertete sowohl den Protest als auch den Polizeieinsatz als erfolgreich. „Man kann ein Konzert auf einem Privatgelände nicht verhindern. Aber die Zivilgesellschaft kann ein deutliches Zeichen gegen Rechts setzen - und die Behörden können einschreiten, sobald es die rechtliche Handhabe dazu gibt“, sagte Ministeriumssprecher Ingo Decker.
Das Rechtsrock-Konzert, bei dem 13 Bands auf einem Privatgelände in Finowfurt auftreten sollten, war unter Auflagen genehmigt worden. Die Besucher wurden an Kontrollstellen von Polizeibeamten überprüft. Die Ortsdurchfahrt von Finowfurt war gesperrt. Auch auf der angrenzenden Autobahn 11 kam es zu Verkehrsbehinderungen. Polizeibeamte verfolgten das Geschehen auf dem Gelände. Nach Angaben eines Sprechers schritten sie bei zwei Bands ein, als diese
verbotene Textpassagen spielten. Als dann nach 20.00 Uhr mehrere Teilnehmer wiederholt den Hitlergruß zeigten, forderte die Polizei den Veranstalter auf, das Gelände freiwillig zu räumen. Dem seien die Neonazis relativ schnell nachgekommen, so ein Sprecher. Auch danach blieb die Lage den Angaben zufolge ruhig. Rund 850 Beamte aus verschiedenen Bundesländern und die Bundespolizei waren im Einsatz.
Treffen der rechten Szene auf dem Privatgelände in Finowfurt sorgen seit längerem in der Region für Unruhe. Laut Innenministerium gab es in den vergangenen Jahren über 40 Veranstaltungen, die bislang größte im vergangenen Jahr mit etwa 620 Besuchern. Die Sicherheitsbehörden hatten damit gerechnet, dass nun zu dem Konzert über 1000 Neonazis - insbesondere aus Ostdeutschland - anreisen könnten. Auch wenn dies nicht geschehen sei, sei die Gefahr nicht gebannt, so Ministeriumssprecher Decker. Den Behörden liege bereits eine Anmeldung für ein weiteres Konzert im August vor. Das Ministerium
beobachte das Geschehen genau: „Wir haben kein Interesse, dass sich so ein Veranstaltungsort in Brandenburg etabliert“, sagte Decker.
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