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Brandenburg: Wie die Stasi Identitäten klaute SPD-Politiker Schanz jahrelang bespitzelt

Potsdam - Der frühere, heute in Brandenburg bei Wandlitz lebende, SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Schanz ist nach einem Bericht des ARD-Politmagazins Kontraste Opfer des Spionagesystems der DDR-Staatssicherheit. Wie das Magazin am Donnerstagabend berichtete, stattete die Staatssicherheit einen Auslandsagenten mit seiner Identität aus.

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Potsdam - Der frühere, heute in Brandenburg bei Wandlitz lebende, SPD-Bundestagsabgeordnete Dieter Schanz ist nach einem Bericht des ARD-Politmagazins Kontraste Opfer des Spionagesystems der DDR-Staatssicherheit. Wie das Magazin am Donnerstagabend berichtete, stattete die Staatssicherheit einen Auslandsagenten mit seiner Identität aus. Demnach wurden an der deutsch-deutschen Grenze massenhaft Pässe von Westbürgern kopiert und für Agenten gefälscht, auch jener von Dieter Schanz, der 1983 bis 1998 Mitglied des Bundestages war. Original und Fälschung des Passes fand Kontraste in Stasi-Akten. Mit der Identität, einem gefälschten Pass des SPD-Politikers samt gefälschter Unterschrift und neuem Foto stattete die Stasi einen Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) mit dem Decknamen „Siakou“ aus. Es ist Ehrfried Starke, heute Vorsitzender eines Unternehmervereins im thüringischen Meuselwitz. Damals in den 1980er Jahren war er Direktor im VEB Hochfrequenzwerkstätten Meuselwitz. Als sogenannter Instrukteur ist es seine Aufgabe, Agenten und Spitzel der Stasi in München zu treffen. Es ging um Industriespionage. Laut Kontraste verfügte IM Siakou über mehrere Reisedokumente und Pässe mit der geklauten Identität von Westbürgern.

Dieter Schanz, der damals in Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) lebte, ist nach den Recherchen des Politmagazins selbst über Jahre von der Stasi – auch in seinem Privatleben – überwacht worden. Um zu verhindern, dass die mit geklauten Identitäten ausgestatteten Spitzel in der Bundesrepublik auffliegen, hat der DDR-Geheimdienst die Ursprungspersonen rund um die Uhr observiert – gewissermaßen unter Kontrolle gehalten. „Man fühlt sich benutzt als Helfershelfer für ein Regime“, sagte der 75-jährige Schanz dem Magazin. In der Stasi-Akte zu dem Vorgang steht, dass IM Siakou als Dieter Schanz mehrere Unternehmen und Betriebe in der Bundesrepublik besucht hat – denn es ging ja um Industriespionage. Die Stasi hat in dem gefälschten Pass sogar den Wohnort von Schanz von Oberhausen nach Mainz verlegt, damit Rechnungen und Post für den falschen Dieter Schanz nicht beim SPD-Politiker landeten. axf

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