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Brandenburg: Wieder Arbeit im ehemaligen Samsung-Werk

In Tschernitz wird künftig Solarglas hergestellt / Liechtensteiner wollen 50 Millionen Euro investieren

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Tschernitz - Die Liste der ausländischen Produzenten in Brandenburg wird ab September durch das kleine Liechtenstein bereichert. Dann beginnt die im Fürstentum beheimatete Interfloat Corporation im ehemaligen Samsung-Bildröhren-Werk in Tschernitz in der Niederlausitz mit der Herstellung von Flachglas für die Solarindustrie. Dadurch erhalten 140 der ursprünglich 350 Beschäftigten des im vergangenen Sommer geschlossenen Fernsehwerkes wieder einen Job, wie gestern mitgeteilt wurde. Das Liechtensteiner Unternehmen schließt eine Verdoppelung der Kapazitäten bis 2011 nicht aus.

Bislang verdienen die lediglich zehn Mitarbeiter ihr Geld mit dem Vertrieb von Solarglas aus den USA in Europa. „Doch weltweit steigt die Nachfrage nach diesen Produkten rasant an, so dass wir selbst produzieren wollen“, sagte Geschäftsführer Ulrich Frei. „Mit unserer Jahresleistung von zehn Millionen Quadratmetern Glas in Tschernitz gehören wir dann zu den drei großen europäischen Herstellern.“ Derzeit verarbeitet die Solarindustrie weltweit zwischen 40 und 50 Millionen Quadratmeter des nahezu eisenfreien Glases. Experten halten einen Anstieg des Bedarfs bis 2011 auf bis zu 160 Millionen Quadratmeter möglich.

Ausschlaggebend für den Standort Tschernitz war nach Angaben von Frei die Kompetenz der Mitarbeiter in der Glasherstellung, die gute Betriebsführung in der Samsung-Zeit und die Nähe zu den Abnehmern. Im Umkreis von 150 Kilometern befinden sich 80 Prozent der deutschen Solarindustrie. Mit der Conergy AG in Frankfurt (Oder) liegt ein Großkunde gleich in der Nähe.

Von der rund 45 Millionen Euro hohen Investitionssumme erhält das Unternehmen 40 Prozent als Beihilfen von Bund und Land. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) sieht das Geld gut angelegt, weil eine Zukunftstechnologie gefördert werde. „Das ist ein Meisterstück der Wirtschaftsförderung“, sagte er.

Die Solarbranche ist ein innovativer Industriezweig, der massiv wächst – wir waren von Anfang an mit dabei“, erklärte der Geschäftsführer der Interfloat Corporation, Ulrich Frei. Junghanns betonte, Tschernitz bekomme eine neue Perspektive. Zugleich werde „ein industrieller Generationswechsel vollzogen: Nach der Ära der Bildröhren wird künftig wettbewerbsfähiges Flachglas ''made in Tschernitz'' für die Solarindustrie produziert.“ Derzeit bauen etwa 80 Mitarbeiter die frühere Samsung-Fabrik um. Bis zum Jahr 2010 soll das neue Flachglas-Werk etwa 280 Beschäftigte haben. Die Produktionskapazität soll sich nach Angaben des Investors von anfangs 300 Tonnen pro Tag bis 2010 auf etwa 600 Tonnen pro Tag verdoppeln.

Grund für die Werksschließung im vergangenen Jahr war der Einbruch des Marktes für Farbfernseher mit der klassischen Bildröhre wegen der Konkurrenz von LCD- und Plasmageräten. Im vergangenen September wechselten 332 Tschernitzer Mitarbeiter in eine PersonalTransfer GmbH. Junghanns dankte der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) dafür, dass sie frühzeitig reagiert habe, um den Glas-Standort Tschernitz zu sichern. Ste./dpa

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