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Erneut totes Baby entdeckt. Eine Frau steht vor dem Mehrfamilienhaus im Oderbruchort Golzow, wo zuvor ein totes Baby gefunden wurde. Die 21 Jahre alte Mutter wurde festgenommen.

© Patrick Pleul/dpa

Grausamer Fund in Golzow: Wieder ein totes Baby

Eine Mutter hat ihr Kind nach der Geburt umgebracht. In Brandenburg der zweite Fall in dieser Woche, der vierte bundesweit

Stand:

Golzow - Binnen weniger Tage hat die Polizei in Brandenburg erneut ein totes Baby gefunden. Es wurde kurz nach der Geburt erstochen. Eine 21-jährige Mutter aus Golzow (Märkisch-Oderland) hat gestanden, den Jungen getötet zu haben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) am Donnerstag.

Bereits am Mittwoch hatte die Polizei aus dem Umfeld der Frau einen Hinweis auf das Neugeborene erhalten, laut Staatsanwaltschaft von „einer Person mit unmittelbarem Kontakt“. Schließlich durchsuchten Polizeibeamte am Mittwochvormittag das Mietshaus in Golzow, in dem die Frau wohnt. Im Keller fanden die Polizisten schließlich die Leiche des neugeborenen Jungen. Er war in Decken und Tücher eingewickelt und lag in einem Plastikbeutel. Nähere Angaben zum Fundort wollte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht machen.

Die Frau ist nach dem Fund der Leiche von der Polizei vorläufig festgenommen worden. Bei der Obduktion des Leichnams stellten die Rechtsmediziner fest, dass das Kind eines unnatürlichen Todes gestorben war. Der Junge habe Stichverletzungen in der Brust und im Herz gehabt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das Kind sei wohl nach ersten Erkenntnissen verblutet.

Bei der Vernehmung hat die 21-Jährige gegenüber den Ermittlern die Tötung des Kindes gestanden. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln jetzt wegen des Verdachts auf Totschlag. Das zuständige Amtsgericht in Frankfurt (Oder) erließ am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl.

Die Frau befindet sich derzeit wegen der Folgen der Geburt in ärztlicher Behandlung. Ob die Frau ihr Kind allein zur Welt gebracht hat, wollte die Staatsanwaltschaft nicht sagen. Die Frau war Single und lebte allein in dem Haus. „Sie gibt an, mit der Situation überfordert gewesen zu sein“, sagte ein Behördensprecher. Ihr psychischer Zustand ist Gegenstand des weiteren Verfahrens. „Wir stehen erst am Anfang der Ermittlungen.“

Erst einen Tag zuvor war ein toter Junge in Glindow bei Werder (Potsdam-Mittelmark) in einem Schnellkompostierer gefunden worden. Nach unbestätigten Angaben aus Ermittlerkreisen sollen Rettungssanitäter im Rachen des Babys ein Tuch gefunden haben, an dem es vermutlich erstickt ist. Die 34-jährige Mutter hat die Tat gestanden. Laut Staatsanwaltschaft war der Junge bei seinem Tod erst wenige Tage alt war. Gegen die Frau erging Haftbefehl. Das Motiv ist in diesem Fall noch völlig unklar. Darauf konzentrieren sich jetzt die Ermittlungen, ebenso auf die familiäre Situation. Die Frau gilt als psychisch labil, bei ihrer Festnahme soll sie verstört gewesen sein und psychologische Betreuung erhalten haben.

Aus Bayern und Niedersachsen gibt es ähnlich schockierende Nachrichten. In einem Garten im oberfränkischen Bad Alexandersbad wurden am Mittwoch zwei vergrabene Säuglinge gefunden, teilte die Staatsanwaltschaft Hof mit. Bei den beiden toten Babys handle es sich allem Anschein nach um Neugeborene. Die Leichen werden obduziert. Details, etwa ob die beiden Kinder Zwillinge seien, wollte die Staatsanwaltschaft Hof aber nicht nennen. Unklar blieb auch, ob es ein Zufallsfund in dem Garten war oder ob die Polizei die vergrabenen Leichen gezielt gesucht hat. Unbestätigt blieben Berichte, wonach vor anderthalb Jahren der Garten an derselben Stelle für Fernwärmeleitungen umgegraben worden war und sich dort über Wochen eine Grube befand.

In Niedersachsen wurde eine 32-Jährige festgenommen, die vor zwei Wochen ihr heimlich zur Welt gebrachtes Baby am Straßenrand verscharrt hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr versuchten Totschlag vor. Die 32-Jährige soll den kleinen Jungen zu Hause auf der Toilette zur Welt gebracht haben. Laut Obduktionsbericht war er lebensfähig. Die Rechtsmediziner können aber nicht ausschließen, dass er während der Geburt etwa an Sauerstoffmangel starb.

CHRONOLOGIE

September 2013: Auf einem Bauernhof in Nordrhein-Westfalen werden zwei tote Babys entdeckt. Die Mutter soll die beiden kurz nach der Entbindung getötet haben.

März 2013: Eine 28-Jährige aus Husum in Schleswig-Holstein gesteht die Tötung ihrer fünf Kinder. Bereits im Jahr 2006 war in Nordfriesland eine Babyleiche gefunden worden, 2007 dann, ein Jahr darauf, eine weitere im Kreis Schleswig-Flensburg. Im Keller der Frau wurden später drei weitere Leichen entdeckt.

Februar 2012: In Brandenburg wird ein Neugeborenes vermutlich von seiner Mutter erstickt. Das tote Mädchen wird in einer Plastiktüte auf dem Grundstück in Borgsdorf (Oberhavel) gefunden.

Oktober 2011: Im bayerischen Walsdorf (Landkreis Bamberg) findet eine Spaziergängerin ein totes Baby. Die Leiche ist in ein Handtuch und eine Plastiktüte eingewickelt. Im Dezember findet die Polizei die Mutter, die später wegen Totschlags durch Unterlassen verurteilt wird.

Februar 2011: Polizisten finden die Überreste eines toten Babys in einem Garten in Jüterbog in Brandenburg (Landkreis Teltow-Fläming). Die Mutter und ihr Ex-Partner sollen es nach der Geburt 2009 vergraben haben.

Juli 2010: Eine Polizistin ersticht in Verden in Niedersachsen ihr Kind nach der Geburt und vergräbt es am Ufer des Flusses Wümme.

Mai 2008: In einer Gefriertruhe in Wenden in Nordrhein-Westfalen werden drei Leichen entdeckt. Eine 44-Jährige gesteht, die Mädchen 1986, 1988 und 2004 geboren und nach deren Tod versteckt zu haben.

April 2007: Im Tiefkühlschrank in einer Wohnung in der thüringschen Landeshauptstadt Erfurt werden zwei tote Säuglinge gefunden. Eine 35-Jährige gesteht, die Kinder nach der Geburt in eine Mülltüte gepackt und in den Tiefkühlschrank gelegt zu haben.

Juli 2005: In einer Garage im brandenburgischen Brieskow-Finkenheerd (Landkeis Oder-Spree) werden bei einer Entrümpelung neun Babyleichen entdeckt. Die Mutter der Kinder hatte sie in einem mit Sand gefüllten Aquarium, in Eimern und in Blumenkübeln versteckt. (dpa)

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