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Brandenburg: Wieder mit Turm

Kirche in Rathenow soll wieder komplett werden

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Rathenow – In der Kreisstadt Rathenow soll die Auferstehungskirche ihren am Ende des Zweiten Weltkriegs verlorenen Turm wieder erhalten. Dafür finden Benefizkonzerte und Spendensammlungen statt. Neuerdings kann jeder Interessent symbolisch für sieben Euro einen Stein erwerben. „Auf einer Karte wird jeder Stein für einen Pfeiler oder eine Mauer genau vermerkt, sodass jeder Käufer seinen Beitrag später genau betrachten kann“, heißt es von der evangelischen Kirche in Rathenow. Bisher sei zwar nur ein kleiner Teil der benötigten 400 000 Euro zusammengekommen, aber man sei optimistisch, dass die Aktion „Verschenken Sie einen Stein“ erfolgreich sein werde.

Die Kirche ohne Turm ist in der Stadt gar nicht so leicht zu finden. „Alter Hafen, dann Eingang zum historischen Friedhof neben dem Blumenladen, den Hauptweg bis zur großen Treppe und oben auf dem Weinberg steht das Schmuckstück“, lauten die Stichworte in der Touristeninformation. Doch der Weg zur „Auferstehungskirche“, die 1917 und damit mitten im Ersten Weltkrieg entstand, dauert für neugierige Besucher ziemlich lang – so viel gibt es zu sehen. Schließlich handelt es sich bei dem um 1735 angelegten Friedhof um eine der ältesten Brandenburger Anlagen. In alten Chroniken des 18. Jahrhunderts ist von einem der „schönsten Friedhöfe Deutschlands“ die Rede.

Heute trifft an vielen Stellen die Bezeichnung „wild romantisch“ zu, man könnte manchmal auch „verwildert“ sagen. Mitunter stehen schmiedeeiserne Geländer am Wegesrand, die nur mit einer Schnur an Betonpfosten gebunden sind. Anderswo verstecken sich Grabplatten unter einem dichten Grün. Zwischen diesem leuchtet plötzlich ein weißer Gegenstand hindurch. Er entpuppt sich allerdings nicht als besonderer Grabschmuck, sondern als eine ausrangierte Badewanne. Ohne diesen Blickfang wäre vielleicht ein Mausoleum unentdeckt geblieben. Der 1790 gestorbene Dichter Christian Blum fand hier seine Ruhestätte.

Überhaupt steckt der Friedhof nicht nur voller eindrucksvoller Motive für Fotografen, sondern auch voller Rathenower Geschichte und Geschichten. Der Prediger und Wissenschaftler Johann Heinrich August von Duncker (1767 - 1843), der die optische Industrie in Rathenow begründete und eine Vielfachschleifmaschine konstruierte, wurde hier ebenso bestattet wie andere optische Fabrikanten. Andere Gräber erzählen vom Tod von gleich sieben Zieten-Husaren im Jahre 1867, die in ihrem Boot auf der Havel vom Blitz getroffen worden waren.

Vor dem Ausgang fällt das restaurierte Torgebäude von 1759 auf. Seit 2005 nutzen es der Verein Memento und die Kirchengemeinde als Kulturstätte. Es dient heute als Beweis für den Willen der Kirchenmitglieder, demnächst auch mit dem Wiederaufbau des Kirchturms beginnen zu können. Claus-Dieter Steyer

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