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Friederike Benda

© IMAGO/Political-Moments

„Wir lassen uns von der SPD nicht unterbuttern“ : Wagenknecht-Vertraute Benda beerbt Crumbach – Führungswechsel bei BSW in Brandenburg

In Brandenburgs Wagenknecht-Partei gibt Finanzminister Robert Crumbach den Vorsitz ab. Nachfolgerin wird Bundesvize Friederike Benda. Wie richtet Benda die Partei in der SPD/BSW-Koalition aus?

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Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beendet in Brandenburg die restriktive Aufnahmepraxis und will die regionale Verankerung im ganzen Land zügig vorantreiben. Das hat die designierte neue Landesvorsitzende Friederike Benda, die Finanzminister Robert Crumbach an der Parteispitze beerben will, gegenüber dem Tagesspiegel angekündigt.

„Wir beginnen in Kürze mit der Gründung von Kreisverbänden in Brandenburg. Das soll zügig geschehen“, sagte Benda, die Stellvertreterin von Sahra Wagenknecht an der Spitze der Bundespartei ist. „Und wir wollen die Mitgliederaufnahme massiv beschleunigen, bis Jahresende alle 1000 Mitgliedsanträge bearbeitet und entschieden haben.“ Aktuell hat das erst 2024 gegründete BSW, das bei der Landtagswahl im September 2024 aus dem Stand in den Landtag einzog und seit Dezember als Juniorpartner in Deutschlands einziger rot-lila Koalition mitregiert, rund 160 Mitglieder.

Benda ist Bundesvize und Wagenknecht-Vertraute

Zuvor hatte Parteichef Robert Crumbach seinen Rückzug von der Parteispitze angekündigt und mit der Mehrfachbelastung als Minister und Vizeregierungschef, Abgeordneter und Parteichef begründet. „Ich habe nicht die Kapazitäten, um mich so um die Partei zu kümmern, wie es nötig wäre“, sagte Crumbach dem Tagesspiegel. Über die Nachfolge war lange gerätselt worden.

Die 38-jährige Benda, die am Mittwoch ihren Hut in den Ring warf, wurde am Abend vom Landesvorstand einstimmig nominiert. Der Wechsel soll auf einem Landesparteitag am 12. Juli über die Bühne gehen. „Wir stellen uns breiter auf, stehen aber weiterhin für eine Politik aus einem Guss“, sagte Benda zu ihrer Kandidatur.

Es gehe ihr darum, die Partei mit den Grundwerten Frieden, soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Vernunft und „Meinungsfreiheit“ zu profilieren. Konkret stehe das BSW etwa für eine politische, gegen eine juristische Auseinandersetzung mit der AfD, trete für eine „realistische Migrationspolitik ein, ohne Ressentiments zu schüren“, für den Erhalt aller Krankenhausstandorte und Corona-Aufarbeitung. „Wir bringen unsere eigene Handschrift in die Brandenburger Politik ein, unsere DNA“, sagte Benda.

Benda, von Hause aus Juristin, war vor dem Wechsel zum BSW viele Jahre bei den Linken. Sie gilt als Vertraute Wagenknechts und ist hauptberuflich als Bereichsleiterin in der BSW-Zentrale für den Parteiaufbau in acht Bundesländern verantwortlich. In dieser Funktion war sie nach eigenen Angaben auch „von der Sekunde Null an“ am Aufbau des Landesverbandes beteiligt, der seit der Gründung im Mai 2024 von Crumbach geführt wird. Benda, die bei den rot-lila Koalitionsverhandlungen am Verhandlungstisch saß, war bereits Brandenburger BSW-Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl im Februar 2025. Die Wagenknecht-Partei, die bundesweit den Einzug in den Bundestag knapp verfehlte, holte in Brandenburg 10,71 Prozent. Zur Landtagswahl einige Monate vorher waren es 13,5 Prozent. Die Regierungsbeteiligung könnte Punkte gekostet haben. Anders als in Thüringen gibt es in Brandenburg bisher im BSW keine Machtkämpfe, auch zwischen dem Landesverband und Wagenknecht.

„Wir bauen in Deutschland schließlich eine Partei auf. Und nicht sechzehn Parteien. Das zeigen wir in Brandenburg ganz gut.“

Friederike Benda, Vize-Bundesvorsitzende und designierte BSW-Landeschefin

„Es läuft geordnet, professionell“, sagt Benda. „Wir bauen in Deutschland schließlich eine Partei auf. Und nicht sechzehn Parteien. Das zeigen wir in Brandenburg ganz gut.“ Zu der mit knapper Zwei-Stimmen-Mehrheit regierenden Koalition von SPD und BSW in Brandenburg, wo es in den letzten Wochen mehrfach Turbulenzen um BSW-Abweichler bei Abstimmungen im Parlament gab, hielt sich die designierte Parteichefin bedeckt. „Allen Unkenrufen zum Trotz haben wir bewiesen, dass wir in Regierung und Koaltion gut aufgestellt sind“, sagte Benda. Regierungsarbeit sei zwar „hier und da“ zu verbessern. „Aber jetzt geht es erstmal darum, den Doppelhaushalt für das Land aufzustellen und im Juni im Parlament zu verabschieden.“

Trotzdem verändert der BSW-Führungswechsel das Gefüge in der rot-lila Koalition. Anders als Crumbach ist die künftige BSW-Landesvorsitzende nicht in Kabinettsdisziplin eingebunden, kann sich deutlicher öffentlich positionieren. „Es liegt ja auf der Hand, dass wir dann ein bisschen bewegungsfreier aufgestellt sind“, sagt Benda. „Wir zeigen ohnehin, dass wir uns von der SPD nicht unterbuttern lassen.“

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