Brandenburg: Wochenend-Bunker gefällig?
Die Bodengesellschaft hat 60 Prozent der ehemals russischen Flächen verkauft
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Die Bodengesellschaft hat 60 Prozent der ehemals russischen Flächen verkauft Potsdam - Jeder kennt solche Brandenburger Schandflecke – wie die einst von den russischen Truppen genutzten Kasernen in Krampnitz nördlich von Potsdam. Seit nunmehr einen Jahrzehnt warten die Ruinen an der vielbefahrenen Bundesstraße auf einen neuen Nutzer. In Kürze beginnen hier, eine ideale Kriegsfilmkulisse, die Dreharbeiten für den neuen Tom-Cruise-Streifen „Mission Impossible“. Jenes Unternehmen, das für solche militärische Erblasten Käufer und Investoren sucht, feierte am Donnerstag in Potsdam sein zehnjähriges Geschehen – die Brandenburgische Bodengesellschaft BBG, eine hundertprozentige Landesfirma. In seiner Laudatio erinnerte Regierungschef Matthias Platzeck (SPD), wie gewaltig die Herausforderung war: In keinem Bundesland gab es nach dem Ende der DDR so viele militärische Sperrgebiete wie in Brandenburg – eine Fläche, so groß wie das Saarland. Inzwischen hat die BBG rund 800 Kasernen, Flugplätze oder Übungsplätze verkaufen können. Fast 60 Prozent der einst übernommenen rund 100000 Hektar fanden zivile Käufer, die dort rund eine Milliarde Euro investierten, 1240 Arbeitsplätze schufen. Heute sind dort Gewerbe-, Wohngebiete, Oberstufenzentren oder Behörden. „Die Kasernen sind nicht wiederzuerkennen“, staunte der russische Marschall Michael Burlakow, der bis 1994 Oberkommandierender der russischen Westgruppe war und als Gast an der Fest-Veranstaltung teilnahm. Allerdings fällt die Bilanz regional sehr unterschiedlich aus: Während in Potsdam fast alle früheren „Russenkasernen“ verkauft sind, ist es in Cottbus erst jede zweite. Ein Erfolgsgeheimnis der BBG – sie finanziert sich selbst. Die Erlöse von 200 Millionen Euro aus dem Verkauf der Immobilien flossen ausnahmslos in die Sanierung von Altlasten, in die Bewachung, in die Munitionsentsorgung – Konversion ist teuer. Finanzministerin Dagmar Ziegler (SPD): „Das Land musste dafür keine neuen Kredite aufnehmen“. Allerdings wird es, die Filetstücke sind weg, immer schwerer, Käufer für die früheren Militär-Immobilien zu finden, wie auch die Krampnitz-Kasernen zeigen. Die BBG soll deshalb bis 2006/2007 noch jährlich rund 6000 Hektar verwerten – und danach aufgelöst werden. Den Vorwurf, dass die Immobilien nunmehr zu Schnäppchenpreisen verscherbelt werden, weist BBG-Geschäftsführerin Doretta König jedoch vehement zurück. „Diese Fälle gibt es nicht.“ König geht davon aus, dass rund 10000 Hektar unverkäuflich sind, wohl ewig im Landeseigentum bleiben werden. „Da sind Objekte dabei, die möchte niemand geschenkt.“ Wer Interesse an verlassenen Flugzeughangars, einsamen Radaranlagen oder einem Wochenend-Bunker hat, kann sich an die BBG wenden.
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