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Brandenburg: Wohnungen in der City teurer und knapp

Berliner Immobilienmarkt in Bewegung: 2006 wurden 158 Prozent mehr Grundstücke verkauft als im Vorjahr

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Potsdam/Berlin - Der Boom auf dem Berliner Wohnungsmarkt ist nicht zu Ende – aber alle Beteiligten holen erstmal Luft. Der Verband Berlin-brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) erwartet, dass nach den überraschend stürmischen Jahren, in denen so viele Häuser den Besitzer wechselten wie seit Jahrzehnten nicht mehr, nun eine Beruhigung eintritt: „Die Krise auf dem US-Hypothekenmarkt wird sich dämpfend auf die weitere Entwicklung auswirken“, sagte BBU-Vorstand Ludwig Burkardt gestern.

Anlässlich der Vorstellung des „BBU- Marktmonitors 2007“ fasste Burkardt die Entwicklung zusammen: Vor allem durch die Nachfrage aus dem Ausland sind die Preise stark gestiegen. Zwischen zehn und 20 Prozent mehr zahlten Einkäufer im Jahr 2006 für Häuser und Immobilienpakete – im Wesentlichen für Immobilienpakete in Berlin. Inzwischen ist der statistische Durchschnittskaufpreis auf das 15,1-fache der Jahresnettokaltmiete gestiegen. Vor ein paar Jahren habe man noch das zehn bis elf Prozent als sensationell empfunden, sagte Burkardt.

Obwohl etwa der aktuelle Berliner Mietspiegel von einer durchschnittlichen Steigerung der Miete um 15 Prozent ausgehe, liege die Durchschnittsmiete von 4,75 Euro pro Quadratmeter in der Hauptstadtregion unverändert niedrig. Dies erkläre auch, warum in Berlin und im unmittelbaren Umland nach wie vor kaum neue Mietshäuser- und wohnungen entstehen. Burkardt: „Unter acht Euro ist nichts finanzierbar.“ Die wenigen Neubauprojekte zielten derzeit vor allem auf gehobene bis luxuriöse Ansprüche in besten Lagen.

In gefragten Berliner Innenstadtlagen Berlin-Prenzlauer Berg, Mitte oder Kreuzberg werde inzwischen das Angebot an billigem Wohnraum (also weniger als fünf Euro pro Quadratmeter) knapp. In der Folge suchten sich die Mieter neue Nischen. „Wedding und das nördliche Neukölln sind im Trend“, so Burkardt. Eine Verdrängung weniger zahlungskräftiger Mieter sieht der BBU aus besonders gefragten Lagen. Für die rund 300 000 Berliner Empfänger des Arbeitslosengelds II gebe es aber ausreichend günstigen Wohnraum.

Während Berlin und Potsdam gefragt sind, fällt die brandenburgische Peripherie weiter zurück. Sie ist völlig abgekoppelt von der Entwicklung in der Metropolenregion. Ohne weiteren Wohnungsabriss und Stadtumbau drohe dort ein drastischer Anstieg der Leerstandsquote. BBU-Chef Burkardt verweist auf Berechnungen des Statistikamtes Berlin-Brandenburg, wonach bis zum Jahr 2030 im äußeren Entwicklungsraum die Einwohnerzahl um 360 000 Einwohner zurückgehen werde. Während der Speckgürtel wachse, stünden in der Peripherie dann 300 000 Wohnungen leer. Burkardt forderte deshalb erneut: „Der Stadtumbau Ost muss fortgesetzt werden.“ Das Bund-Länder-Programm zielt vor allem auf den Abriss leerstehender Wohnungen. Bislang wurden bei den BBU-Mitgliedsunternehmen in Brandenburg 31 000 Wohnungen abgerissen.

Für Berlin und den sogenannten Speckgürtel sieht der BBU trotz der aktuellen Atempause langfristig eine stabile Entwicklung voraus. In den nächsten fünf Jahren geht der BBU bei einem ungebrochenen Trend zum Single-Wohnen von einer weiteren Zunahme der Nachfrage an Wohnungseigentum aus. Der Verband hat daraus ein Neubaupotenzial von rund 40 000 Wohnungen in Berlin und dem Umland errechnet.

Da es seit Jahren keinen geförderten Wohnungsbau mehr gibt, rechnete Burkardt nicht damit, dass dem Kaufboom nun ein Bauboom folge: „Wir bekommen einen normalen Wohnungsmarkt“, sagte Burkardt, „gebaut wird, wenn es Nachfrage gibt.“ Und danach sehe es noch nicht aus, denn in Berlin stehen rund 156 000 Wohnungen leer, in Brandenburg derzeit 120 000. Rapide steigende Mieten seien – abgesehen von besonders guten Wohnungen in exponierten Lagen – nicht zu erwarten.

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