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Studie: Wölfe mögen doch keine Schafe

Schafe interessieren den Lausitzer Wolf laut einer Studie wenig. Dennoch lösen die Raubtiere bei vielen alte Ängste aus. Auch Straßen und Bahnstrecken dezimieren die Population.

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Görlitz - Wildlebende Wölfe in Sachsen und Brandenburg fressen nur selten Schafe oder andere Nutztiere. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten Studie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Görlitz hervor. Demnach stehen vor allem Rehe (55,3 Prozent), Rotwild (20,8 Prozent) und Wildschweine (17,7 Prozent) auf dem Speiseplan der vor rund zehn Jahren aus Polen eingewanderten Raubtiere. Einen eher geringen Anteil an der Nahrung der Wölfe haben
Hasen mit knapp 3 Prozent und Nutztiere mit weniger als einem Prozent. Die Studie wurde vor kurzem im Fachmagazin „Mammalian Biology“ veröffentlicht.

Solange Schafe und Co gut geschützt würden, gingen die Wölfe nicht die Gefahr ein, mit Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden konfrontiert zu werden, begründete der Abteilungsleiter Zoologie am Senckenberg Forschungsinstitut in Görlitz, Hermann Ansorge, das Verhalten der Tiere. „Das Konfliktpotenzial zwischen Mensch und Wolf  ist sehr gering“, fügte er hinzu. Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler über 3000 Kotproben von Wölfen auf unverdaute Hinterlassenschaften wie Zähne oder Hufe der Beutetiere.

Dennoch lösen die Tiere bei vielen alte Ängste aus. Auch Jäger und Landwirte sind nicht gut auf Wölfe zu sprechen. Seit 2006 registrierte das Wolfsbüro in Rietschen (Kreis Görlitz) insgesamt 27 tote Wölfe. Die meisten (18) fielen dem Straßenverkehr zum Opfer oder wurden von Zügen überfahren. Darüber hinaus wurden drei illegale Tötungen bekannt. Die anderen Tiere starben an natürlichen Todesursachen oder wurden aufgrund ihres Gesundheitszustandes eingeschläfert. In einem Fall konnte die Todesursache nicht mehr ermittelt werden.

Zuletzt entdeckte die Bundespolizei am Sonntag an einer Bahnstrecke von Rietschen nach Hähnichen einen toten Wolfswelpen. Das Tier lag bereits seit einigen Tagen im Wassergraben neben den Gleisen. Derzeit gibt es laut Wolfsbüro elf Rudel und ein Wolfspaar in der Lausitz: Sieben Rudel leben in Sachsen, drei Rudel und ein
Wolfspaar in Südbrandenburg sowie ein Rudel in beiden Bundesländern.

Stefan Engelbrecht

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