Brandenburg: Wowereit sagt Tschüss
Der Regierende verabschiedet sich vom Abgeordnetenhaus – ein Abschied von vielen
Stand:
Berlin - Klaus Wowereit sagt danke. In seiner letzten Rede vor dem Abgeordnetenhaus nutzte er die Gelegenheit, sich von allen Kollegen im Berliner Landesparlament zu verabschieden. Aus Potsdam war er am Donnerstagabend herbei geeilt, von einer Sitzung der Länderchefs zum Finanzausgleich, er musste warten bis er dran war, unter Tagesordnungspunkt 27A. Vorher hatten die fünf Fraktionen noch wichtige Sachen zu bereden, es gab beispielsweise Streit um die Pferdefuhrwerke in der Berliner Innenstadt.
Aber dann war es soweit, Wowereit ging mit ein paar handbeschriebenen Zetteln ans Rednerpult, redete kurz und trocken über das Treffen in Potsdam – und sagte dann allen, Regierung und Opposition, ein „Dankeschön für die Zusammenarbeit“. Sein kurzes Fazit sei an dieser Stelle vorweg genommen: „Es hat Spaß gemacht!“ Berlins Regierungschef, der in zwei Wochen zurücktritt, meinte damit die dreizehneinhalb Jahre, in denen er gemeinsam mit wechselnden Koalitionen und insgesamt 29 Senatoren die Stadt regierte. Auch bei der Opposition könne er sich „unterm Strich“ nicht beschweren.
Immer wieder wurde Wowereits Rede vom Beifall aus allen Fraktionen unterbrochen. Mit 30 Jahren in der Politik habe er sein Hobby zum Beruf gemacht, sagte der SPD-Mann. Er appelllierte an jene, die nach ihm weitermachen: „Ich kann nur alle ermuntern, sich nicht klein zu machen. Parlamentarier zu sein ist einer der härtesten Jobs.“ Eine Leistungsbilanz wollte er sich verkneifen, aber ein bisschen lobte er sich dann doch. Berlin habe sich bei allen Schwierigkeiten rasant und positiv entwickelt, das sei wunderbar, „daran haben viele nicht geglaubt“. Für die Zukunft wünschte sich Wowereit, dass über Berlin „nicht wieder eine Käseglocke gestülpt wird“, die innere Liberalität der Stadt, ihre Vielfalt, müsse erhalten bleiben. Der Innensenator und CDU-Landeschef Frank Henkel bekam wohl nicht alles mit, er spielte zwischendurch sehr konzentriert mit seinem Ipad.
Wowereit kam dann auch zum Ende, weil „ alle nach Hause wollen“. Man habe ihm im Laufe seiner Regierungszeit das Wort „Spaß“ fast ausgetrieben, er habe es zeitweilig durch „Freude“ ersetzt. Aber nun wolle er trotzdem sagen, dass ihm die Zeit seit Juni 2001 Spaß gemacht habe. „Alles Gute!“ Die Abgeordneten klatschten, dann standen zuerst die Piraten auf und es gab Standing Ovations. Wowereit ging zu seinem Platz, war sichtbar gerührt, stand auf, deutete eine Verbeugung an. Dann verabschieden sich die Fraktionschefs noch von ihm.
„Ganz persönlich“ zollte ihm die Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop hohen Respekt vor seiner Lebensleistung. Raed Saleh (SPD) war sicher, dass sich für Wowereit ein Platz im Geschichtsbuch findet. Udo Wolf von der Linksfraktion lobte den noch Regierenden, weil er 2002 Rot-Rot gewagt habe. „Das war mutig, das hat Berlin ordentlich durchgelüftet.“ CDU-Fraktionschef Florian Graf erninnerte sich: „Wer die Auseinandersetzung mit Ihnen suchte, hat sie bekommen“. Und der Pirat Martin Delius sagte: „Sie haben Berlin geprägt, aber am Ende hat sie die Stadt doch eingeholt und überholt.“ Mehr gab es nicht zu sagen.
2001 nach dem Bruch der Koalition mit der CDU, hatte der SPD-Mann in seiner ersten Rede als Regierungschef vor dem Abgeordnetenhaus einen politischen Mentalitätswechsel gefordert. Und er sagte voraus, dass der neue Großflughafen in Schönefeld bis 2007 fertig sei. „Wir wollen das schaffen.“ Das ist lange her und die Eröffnung hat sich ein bisschen verspätet. Ulrich Zawatka-Gerlach
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: