zum Hauptinhalt

Prognose: Pflegenotstand in Brandenburg: Zahl der Pflegefälle steigt enorm

Um 72 Prozent wird die Zahl der Pflegebedürftigen im Land Brandenburg in den kommenden 18 Jahren ansteigen. Damit werde das Bundesland weit vor allen anderen liegen, berichtet das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ mit Bezug auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung aus Gütersloh, die am Montag vorgestellt werden soll.

Von Matthias Matern

Stand:

Potsdam/Gütersloh -  Bundesweit geht die Stiftung laut „Spiegel“ von einem Anstieg bis 2030 um 46 Prozent aus. Den geringsten Zuwachs hat mit 28 Prozent Bremen zu erwarten. Für Berlin werden wie für Mecklenburg-Vorpommern 56 Prozent prognostiziert.

Insgesamt rechnet die Stiftung damit, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland 2030 bei knapp dreieinhalb Millionen Menschen liegen wird. Dann könnten rund eine halbe Million Vollzeitkräfte im Pflegebereich fehlen, meinen die Experten. „In vielen Landkreisen wird es zu erheblichen Versorgungsproblemen kommen, wenn heute nichts geschieht“, sagte einer der Autoren, Heinz Rothgang vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik, dem „Spiegel“.

Laut des brandenburgischen Sozialministeriums leben derzeit 90 000 Pflegebedürftige im Land. Für 2030 wird ebenfalls ein extremer Anstieg auf rund 160 000 Personen erwartet. „Die Menschen werden immer älter. Damit steigt auch die Zahl der Pflegebedürftigen. Das bedeutet, dass wir immer mehr Menschen benötigen, die sich in den Pflegeberufen engagieren“, so Sozialminister Günter Baaske (SPD) Anfang vergangener Woche in Strausberg. Derzeit arbeiten im Land rund 26 000 Menschen in der Pflege.

In der Studie der Bertelsmann-Stiftung werden Daten für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in Deutschland ausgewiesen. Die Prognosen für die Bundesländer fallen laut „Spiegel“ bereits sehr unterschiedlich aus. So wird für Baden-Württemberg, Bayern und Schleswig-Holstein ein Anstieg um 54 Prozent erwartet, für Sachsen und Thüringen um 46 Prozent, für Niedersachsen um 45 Prozent und für Hessen um 43 Prozent. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz soll der Zuwachs je 41 Prozent betragen, in Sachsen-Anhalt 40 Prozent, im Saarland 34 Prozent und in Hamburg 32 Prozent.

Als Maßnahme gegen den Pflegekräftemangel schlägt die Bundesagentur für Arbeit (BA) eine Verkürzung der Altenpflege-Ausbildung vor. Für Arbeitslose mit Vorkenntnissen sollten zwei statt drei Jahre Ausbildung genügen, sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker am Wochenende den „Ruhr Nachrichten“. „Im Bereich der Altenpflege könnten sofort 10 000 Fachkräfte eingestellt werden, wir haben aber einen erheblichen Mangel an examinierten Kräften“, kritisierte Becker gesetzliche Hürden.

In Brandenburg lassen sich derzeit 15 Arbeitslose zum Altenpfleger umschulen. Für die neue Maßnahme stehen insgesamt 3,82 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds zur Verfügung. Bis zu 240 Arbeitslose sollen damit die staatlich anerkannte Ausbildung absolvieren. (mit dpa, dapd)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })