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Brandenburg: „Zehn Prozent wären toll“

Rainer Grieger, Präsident der Landespolizeifachhochschule, über offene Stellen und die Suche nach polnischen Bewerbern

Stand:

Herr Grieger, die brandenburgische Polizei sucht gezielt nach polnischen Bewerbern. Wieso?

Wir haben zwar seit vielen Jahren konstante Bewerberzahlen von rund 4000 Bewerbungen im Jahr, aber die Qualität der Bewerber ist doch deutlich zurückgegangen. Zudem müssen wir uns wegen der geografischen Lage Brandenburgs mit Themen wie Grenzkriminalität, offene Grenzen oder Transitverkehr beschäftigen. Dabei sind wir auch auf fremdsprachliche Kompetenzen angewiesen.

Wie groß ist der Bedarf?

Wir haben die Möglichkeit, jedes Jahr 285 Leute einzustellen. Dieses Ziel zu erreichen, ist aber schwierig. Im vergangenen Jahr konnten wir 38 Stellen nicht besetzen. Für dieses Jahr steht die Zahl der unbesetzen Stellen noch nicht fest, weil das Auswahlverfahren noch läuft.

Woran scheitern die Bewerber am häufigsten?

Zum einen haben wir ganz viele Bewerber auch aus anderen Bundesländern, immerhin mehr als 50 Prozent. Und manchmal haben die gar kein Interesse mehr, wenn sie zum Auswahlverfahren eingeladen werden. Viele sind Mehrfachbewerber. Die greifen natürlich zu, wenn sie ein Angebot in ihren Heimatländern bekommen. Das ist aber nicht der einzige Grund. Natürlich haben wir auch relativ hohe Anforderungen. Von der Persönlichkeit her, sie müssen sich aber auch in Wort und Schrift gut ausdrücken können. Dann müssen der gesundheitliche Zustand und die körperliche Leistungsfähigkeit stimmen. Daran hapert es oft. Sowohl beim Sport als auch beim Deutschtest haben wir zum Teil zweistellige Durchfallerquoten.

Wie groß ist das Interesse der Polen?

Wie stehen ja noch ganz am Anfang unserer Kampagne. Weil wir auf gewisse deutsche Sprachkenntnisse nicht verzichten können, suchen wir uns Ansprechpartner in Gymnasien, die auch Deutsch anbieten. Für März haben wir zum Beispiel ein polnisches Gymnasium nach Oranienburg eingeladen. Den Schülern wollen wir dann die Polizeifachhochschule vorstellen. Das ist für uns die richtige Zielgruppe. Bislang gibt es im aktuellen Jahrgang leider nur einen einzigen polnischen Staatsangehörigen, zwei weitere in älteren Jahrgängen. Ein vierter hat bereits eine Einstellungszusage und fängt im Oktober an. Dieser spricht nahezu akzentfrei Deutsch, hatte in Polen sogar einen Privatlehrer.

Wie werben Sie um Interessenten?

Wir müssen dabei aufgrund der gemeinsamen Geschichte beider Länder ein bisschen vorsichtig sein. Wir können uns als deutsche Polizei nicht einfach in Polen auf den Marktplatz stellen und unsere Werbestände aufbauen. Künftig wollen wir verstärkt die neuen Medien nutzen. Mit der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder gibt es zudem bereits Absprachen, dass wir künftig für geeignete Bewerber Sprachkurse anbieten können, um sie dort für uns fit machen können.

Wie viele polnische Polizisten können Sie sich in Brandenburg vorstellen?

So viele wie es geht. Wenn man irgendwann mal auf zehn Prozent kommt, wäre das schon eine tolle Geschichte.

Das Interview führte Matthias Matern

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