Brandenburg: Zeithistoriker starten Projekt zu Mauertoten
Berlin/Potsdam – 44 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer rückt ein gemeinsames Forschungsprojekt des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) und des Dokumentationszentrums Berliner Mauer die Opfer des Grenzregimes in den Blickpunkt. Der Direktor des ZZF, Prof.
Stand:
Berlin/Potsdam – 44 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer rückt ein gemeinsames Forschungsprojekt des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) und des Dokumentationszentrums Berliner Mauer die Opfer des Grenzregimes in den Blickpunkt. Der Direktor des ZZF, Prof. Martin Sabrow, sprach gestern vor der Presse von einem Perspektivenwechsel. 15 Jahre nach dem Mauerfall stünden die Schicksale der Maueropfer nun im öffentlichen Interesse. Dem würden sich nun auch die Zeithistoriker annehmen, die nach Abschluss der Mauerschützenprozesse freien Einblick in die Verfahrensakten hätten. Nach Angaben des ZZF gelten 138 Todesfälle an der Berliner Mauer von 1961 bis 1989 als gesichert, weitere 106 Verdachtsfälle würden nun von den Historikern überprüft. Mauer und Stacheldraht haben nach Erkenntnissen der privaten Arbeitsgemeinschaft 13. August entlang der deutsch-deutschen Grenze mindestens 1135 Menschen das Leben gekostet. Im Ministerium für Staatssicherheit der DDR wurde nach Angaben der Forscher keine vollständige Liste über die Menschen geführt, die bei der Flucht durch das Grenzregime zu Tode gekommen waren. Die Historiker des ZZF wollen in den kommenden zwei Jahren nicht nur klären, wie viele Maueropfer es tatsächlich in und um Berlin gab. Vielmehr will man auch Licht in die Biografien der Opfer bringen, um sie aus der Anonymität zu holen und vor dem Vergessen zu bewahren. Familiäre und politische Hintergründe wie auch die Motivation zur Flucht sollen deutlich gemacht werden. Die Opfer der Mauer sollen schließlich in einem Totenbuch gewürdigt werden. Zudem wird es in der Kapelle der Versöhnung in der Bernauer Straße in Berlin ab 13. August ein neues Gedenkritual geben. In der Mittagsandacht (12 Uhr) wird jeweils an das Schicksal eines Mauertoten erinnert. „Die Erinnerung an die Opfer muss täglich aus der Mitte der Gesellschaft entstehen, sonst sterben die Opfer einen zweiten Tod“, so Manfred Fischer von der evangelischen Kirche. Jan Kixmüller
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: