Brandenburg: Zeitiges Frühjahr weckt Waldschädlinge auf Die lauen Lüfte lassen Borkenkäfer, Kiefernspinner oder Nonne früher schlüpfen
Potsdam - Die milde Witterung im Frühjahr und Winter könnte sich für die Wälder Brandenburgs nicht unbedingt als Segen erweisen. Denn die lauen Temperaturen haben dazu geführt, dass sich schädliche Insekten und auch Pilze teilweise früher als sonst ausbreiten.
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Potsdam - Die milde Witterung im Frühjahr und Winter könnte sich für die Wälder Brandenburgs nicht unbedingt als Segen erweisen. Denn die lauen Temperaturen haben dazu geführt, dass sich schädliche Insekten und auch Pilze teilweise früher als sonst ausbreiten. Ob Borkenkäfer, Kiefernspinner, Nonne oder auch Falscher Weißer Stengelbecherling in diesem Jahr aber tatsächlich zur Plage werden, wird sich erst in den kommenden Wochen entscheiden.
Aus Sicht des Zoologen Julian Heiermann vom Naturschutzbund (Nabu) kann der Borkenkäfer in diesem Jahr viel früher aktiv werden als beispielsweise im Vorjahr, als zu Ostern noch Minusgrade herrschten. „Bei frühem Vegetationsbeginn und einem langen, warmen Herbst schafft es der Borkenkäfer sogar, sich nicht nur zweimal, sondern dreimal im Jahr zu vermehren – entsprechend groß und problematisch werden die Populationen“, sagte der Templiner Stadtförster Jürgen Schuppelius. Borkenkäfer bohren sich durch Baumrinden und vermehren sich dort. Mit ihren Fraßmustern zerstören sie die Nährstoffleitbahnen der Bäume. Bei starkem Befall können Bäume absterben. Auch der Eichenprozessionsspinner sei nach Angaben des Landeskompetenzzentrums Forst in Eberswalde in diesem Jahr extrem früh geschlüpft. „Normalerweise erwarten wir ihn Mitte April. In diesem Jahr haben wir den ersten Schlupf am 23. März festgestellt“, sagte die Waldschutzverantwortliche im Zentrum, Katrin Möller. Allerdings könne der April die Populationen noch schwächen. „Falls richtiges Aprilwetter mit Starkregen und Hagel kommt, werden die Raupen von den Bäumen gespült.“
„Auch die Nonne und der Kiefernspinner, der vor allem in Südbrandenburg sehr verbreitet ist, werden in diesem Jahr früher unterwegs sein“, erläuterte die Expertin. Beide ernähren sich von Kiefernnadeln, der Kiefernspinner frisst sogar die Knospen, was die Bäume extrem schwächen kann.
Generell könne man allerdings nicht sagen, dass ein milder Winter gut für alle Schädlinge sei. „Wenn ein Winter warm und feucht ist, können die Insekten von Pilzen und Bakterien befallen werden“, berichtete Möller. Gegen den Borkenkäfer helfe, geschlagenes Holz bei Vegetationsbeginn so schnell wie möglich aus dem Wald zu holen. „Denn dieses Insekt brütet sehr gern in Holzstapeln. Da heißt es für die Förster schnell zu reagieren, wenn es warm wird.“ Milde Temperaturen fördern auf alle Fälle das Wachstum des Falschen weißen Scheinbecherlings. Dieser Pilz sei vor etwa 13 Jahren aus Japan nach Europa eingeschleppt worden und habe sich seither fast über den gesamten Kontinent ausgebreitet, berichtete Schuppelius.
Auch Landwirte könnten negative Folgen des warmen Winters auf ihren Äckern zu spüren bekommen. „In kalten Wintern müssen Feldmäuse normalerweise ums Überleben kämpfen. In dieser Saison war die Nahrungssuche relativ einfach“, sagte der Nabu-Experte Heiermann mit Blick auf die Nager, die keinen Winterschlaf halten und sich gern von Nutzpflanzen ernähren. Nach dem milden Winter sei der Bestand der Wühlmäuse daher nicht so dezimiert wie in kälteren Jahren. „Richtig gut geht es nach einem solchen warmen Winter und frühem Frühling den Blattläusen“, berichtete Möller. „Bei milden Wintern überleben nicht nur die Eier, sondern auch die erwachsenen Läuse, diese können sich im Frühjahr ebenfalls wieder reproduzieren.“Anja Sokolow/Matthias Bruck
Anja Sokolow, Matthias Bruck
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