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Brandenburg: Zeuge sieht keinen Schaden

Krampnitz-Käufer fand Areal in „Google Earth“

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Potsdam - Für die Opposition sollte er in der Krampnitz-Affäre eigentlich ein wichtiger Belastungszeuge werden: Doch auf der gestrigen Sitzung des Untersuchungsausschusses im Landtag hat Gerald Breschke als Vertreter der neuen Eigentümer aus Hannover das Land überraschend vom Vorwurf entlastet, dass die 112-Hektar-Immobilie im Jahr 2007 mit 4,1 Millionen Euro an ein Firmengeflecht des Anwaltes Ingolf Böx zu billig verkauft wurde. Bei den Vertragskonditionen allerdings, dies wurde in seiner Aussage ebenfalls deutlich, sind dem Land Brandenburg durch laxe Klauseln offensichtlich Nachteile entstanden. So läuft die Spekulationsklausel ins Leere. Und die wird jetzt, wie Breschke im Kern bestätigte, gerade im Zuge des Weiterverkaufs ausgehebelt. Das von Breschke geführte Projekt Rentenvorsorge aus Hannover hatte im Sommer 2010 drei der vier Teilflächen von Böx für stolze 7,2 Millionen Euro gekauft, wobei die Verträge wegen fehlender Genehmigungen des vom Weiterverkauf überrumpelten Landes bisher nicht genehmigt sind. Auf die attraktive und gewinnträchtige Immobilie wegen ihrer einmaligen Lage in Nähe von zwei Seen sei man Anfang 2010 beim Blick in „Google Earth“, der Luftbild-Plattform, aufmerksam geworden, sagte er. „Ein Profi erkennt das sofort.“

Gleichwohl hält Breschke, CDU-Mitglied, den Verkaufspreis von 2007 für den damaligen Zeitpunkt für marktgerecht, wie er aussagte: Er habe sich im Nachhinein gewundert, dass damals überhaupt jemand „so viel geboten hat.“ Insidern der Branche sei Mitte 2007 wegen Zurückhaltung der Banken bei der Finanzierung von Kapitalmodellen die heraufziehende Krise klar gewesen. Zur Differenz zwischen dem damaligen Kaufpreis von 4,1 Millionen für die Gesamtfläche und dem eigenen Kaufpreis von 7,2 Millionen sagte er: Die TG Potsdam von Böx müsse die Immobilie ohne Altlasten und Kampfmittel übergeben und mit gültigem Bebauungsplan. Konkrete Angaben, welchen Gewinn Böx mit dem Weiterverkauf erziele, konnte er nicht machen. Allerdings kündigte Breschke an, dass man gemeinsam mit Böx als Konsequenz aus der verweigerten Genehmigung des Landes für den Weiterverkauf nun eine „gesellschaftsrechtliche Alternative“ in Angriff nehme. Er deutete an, dass die Rentenvorsorge nun die Firmen der TG Potsdam kauft, die die Krampnitz-Kaserne vom Land erworben hatten. Dies würde die Grundstückskaufverträge zwischen der Brandenburgischen Bodengesellschaft (BBG) als Verkäufer im Namen des Landes und der TG Potsdam nicht berühren. Die Mehrerlösklausel zöge nicht, sagte er. Auch bestätigte er, dass auf dem Areal allein Wohnungsbau stattfinden soll. Beim Verkauf war vom Land der geringe Kaufpreis auch damit erklärt worden, dass Teile für sportliche Zwecke genutzt werden sollen. Wenn dies ernsthaft geplant gewesen wäre, hätte Böx mit roten Zahlen kalkuliert, so Breschke. Er forderte Land und Stadt auf, ihre Verweigerung aufzugeben. Man könne mit der Investition loslegen. Als zweite Zeugin wurde Petra Lill gehört, Lebensgefährtin von Böx, Sekretärin, die in Verträgen als Geschäftsführerin fungierte. Sie habe nur ihre Unterschrift gegeben, sagte Lill. Ihr anwesender Zeugenbeistand: Ingolf Böx. Thorsten Metzner

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