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Interview: „Ziemlich dramatisch“

Der brandenburgische SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert kritisiert Berlins Rgeierenden Bürgermeister Klaus Wowereit wegen des BER-Chaos'.

Stand:

Herr Danckert, wie schätzen Sie die Entwicklungen am Hauptstadtflughafen BER ein?

Die Lage ist doch ziemlich dramatisch, und der Flughafen steckt in einer schwierigen Situation. Denn es gibt eine lange Kette von Problemen, und von den Flughafenverantwortlichen hört man immer dasselbe: Es gibt keine Probleme, alles Quatsch, und ein paar Wochen später wird die Eröffnung wieder verschoben.

Wie bewerten Sie das Krisenmanagement im Umgang mit den Problemen auf der Baustelle?

Ehrlich gesagt, ich finde es sehr unprofessionell. Schon einmal hätte der Aufsichtsrat klug werden müssen aus dem Schaden der ersten Verschiebung. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass da viel passiert ist. Eine unabhängige Untersuchungskommission wäre gut, die die Situation des Flughafens richtig einschätzen kann. Die Geschäftsführung wird das nicht wollen, aber der Aufsichtsrat muss sich jetzt mal gegenüber der Geschäftsführung durchsetzen. Denn es drängt sich das starke Gefühl auf, dass der Aufsichtsrat seiner Aufgabe nicht richtig nachkommt, und das ist eine prekäre Situation. Der Posten eines Aufsichtsratsvorsitzenden ist ein Fulltimejob, da kann man nicht nebenbei noch Regierender Bürgermeister sein. Das zeigt sich in dem BER-Desaster einmal mehr.

Wurde nach der Verschiebung im Mai alles richtig gemacht?

Nein. Die Lage ist sehr kompliziert, und nach der Verschiebung im Mai hätte es unbedingt ein Beweissicherungsverfahren geben müssen, um zu sehen, wie desaströs die Gesamtsituation ist und wer die Verantwortung dafür trägt. Denn allein die Tatsache, dass die Geschäftsführung darauf gedrungen hat, für den Bereich des Brandschutzes die Ampeln im Controlling-Bericht von Rot auf Gelb umzuschalten, ist sehr bedenklich.

Können Sie das belegen?

Das kann ich, aber meine Quellen behalte ich für mich.

Sehen Sie Mehrkosten auf die Gesellschafter zu kommen?

Daran wird wohl kein Weg vorbeiführen. Schon jetzt wird immer mal wieder die Summe von 3,5 Milliarden Euro genannt, die das Projekt jetzt kosten würde. Ich gehe sogar davon aus, dass es deutlich über vier Milliarden gehen wird. Und das ist für die Haushalte aller drei Gesellschafter, also Bund, Berlin und Brandenburg, sehr bitter, denn entweder müssen neue Schulden gemacht oder drastische Einsparungen an anderer Stelle vorgenommen werden.

Das Gespräch führte Christian Tretbar

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