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Brandenburg: Zoo-Chef reut Katzentod

Blaszkiewitz: Würde es heute nicht mehr tun

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Berlin - Einen solchen Rummel hat das Berliner Abgeordnetenhaus bei einer Sitzung des Umweltausschusses schon lange nicht mehr erlebt. Der zur Tierschutz-Anhörung geladene Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz wurde von seinen Anhängern auf den Besuchersitzen mit Applaus begrüßt, er verbeugte sich – und sah sich einem Pulk von Fotografen gegenüber wie sonst eher bei einer Pressekonferenz zu Berlins Lieblingseisbären Knut. Doch gestern ging es ausnahmsweise nicht um Wohl und Wehe des Klimaschutz-Maskottchens, sondern um jenes des Vorstands von Zoo und Tierpark.

Drei Stunden lang fühlte man sich teils wie in einer Biologentagung: Sind nun Javaleoparden und Panther die gleiche Unterart oder nur die gleiche Art? Diese Frage wurde nicht zufriedenstellend vom Zoochef beantwortet, somit der Vorwurf der Zeugung von Bastarden nach Überzeugung einiger Abgeordneter nicht gänzlich geklärt. Eindeutig war aber die Einschätzung der Katzen-Tötung: Der Vertreter der Ethikkommission der Tierärztekammer, Jörg Luy, sagte, das Genickbrechen Anfang der 90er Jahre sei Straftat und Ordnungswidrigkeit gewesen. Juristisch verjährt, ethisch immer noch bedenklich, fanden viele. Der Zoodirektor bedauerte erstmals öffentlich die Katzentötung: „Heute würde ich es nicht mehr tun.“

Der Staatssekretär der Umweltverwaltung, Benjamin-Immanuel Hoff, teilte mit, dass Veterinären und Tierversuchskommission keinerlei Verstöße bekannt seien. Blaszkiewitz werden etwa die Abgabe von Tieren über Händler an Schlachter oder die Lieferung von Tigern an Potenzmittelhersteller in China vorgeworfen. Blaszkiewitz erläuterte den Verbleib der Tiere; zudem gebe es für alle Ausfuhren Genehmigungen des Bundesamtes.

Der grüne Michael Schäfer wurde für seine „teils kampagnenhafte und vorverurteilende Art der Fragestellung“ von Oppositionskollegen kritisiert – wie auch Fraktionskollegin Claudia Hämmerling „für schrille Töne“ und die Anzeige Blaszkiewitz“ bei der Staatsanwaltschaft. Staatssekretär Hoff sagte indes, er hielte es für richtig, die Justiz einzuschalten. Doch bis ein Gericht offene Fragen klären könnte, wollen Abgeordnete selbst zur Tat schreiten – und mit Berlins Tierschutzbeauftragtem Klaus Lüdcke die Zoo-Jahrbücher nach dem Verbleib vermeintlich verschwundener Tiere durchforsten. Zoo und Tierschutzverein wollen sich künftig gemeinsam um verwilderte Katzen kümmern. Der Forderung, sämtliche Geburten, An- und Verkäufe öffentlich zu machen, will Blaszkiewitz nicht erfüllen. Er will die Daten aber den Behörden vorlegen. Möglicherweise, so Lüdcke, müsse man die Aufsicht anders organisieren. Blaszkiewitz bekam aber auch Lob, etwa für die Erhaltung des Tierparks nach der Wende. A. Kögel

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