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Brandenburg: Zossen: Furcht vor Rückkehr der Neonazis

Zossen - Seit dem Verbot der „Freien Kräfte Teltow-Fläming“ durch Brandenburgs Innenministerium im April vergangenen Jahres war es ruhig in Zossen. Jetzt wächst die Sorge vor einer neuen Welle rechtsextremistischer Aktivitäten.

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Zossen - Seit dem Verbot der „Freien Kräfte Teltow-Fläming“ durch Brandenburgs Innenministerium im April vergangenen Jahres war es ruhig in Zossen. Jetzt wächst die Sorge vor einer neuen Welle rechtsextremistischer Aktivitäten. Denn in der 18 000-Einwohner-Stadt im Süden Berlins ist das Mahnmal für die Opfer des Faschismus im Stadtpark mit Nazi-Symbolen geschändet worden. Auf dem Mahnmal hätten bislang unbekannte Täter sechs Hakenkreuze hinterlassen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Ein Zeuge hatte die Schmierereien am gestrigen Dienstagmorgen entdeckt und Anzeige erstattet. Der Staatsschutz ermittelt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Jörg Wanke von der Initiative „Zossen zeigt Gesicht“ zeigt sich überrascht von dem Vorfall. Dies sei die erste Aktion mit rechtsextremistischer Propaganda seit Monaten, sagte er den PNN. „Das ist das erste Mal, dass solche Sachen wieder auftreten.“ Das massive Vorgehen der Sicherheitsbehörden gegen die „Freien Kräfte Teltow-Fläming“ und schließlich das Verbot durch Innenminister Dietmar Woidke (SPD) hatten dem braunen Spuk in Zossen zunächst ein Ende bereitet. Zudem verurteilte das Amtsgericht Zossen im November 2011 mit Daniel T. den Kopf der rechtsextremistischen Szene in der Region und der „Freien Kräfte Teltow-Fläming“ zu drei Jahren und acht Monaten Haft – wegen Anstiftung zum Brandanschlag auf das Zossener „Haus der Demokratie“ im Januar 2010. T. hatte als „selbsternannter Führer“ etwa 50, teils minderjährige Jugendliche bei den „Freien Kräften“ versammelt. Die Gruppierung war zum Zeitpunkt ihres Verbotes eine der aktivsten und äußerst gewaltbereitesten Neonazi-Gruppen im Land Brandenburg: Der Brandanschlag auf das Haus der Demokratie, Hakenkreuze auf Gedenksteinen, Todesdrohungen gegen couragierte Bürger gegen Rechts, zerschlagene Fensterscheiben und ein fehlgeschlagener Brandanschlag auf den Wagen eines Mitglieds der Initiative „Zossen zeigt Gesicht“ – all diese Straftaten werden von den Sicherheitsbehörden den „Freien Kräften Teltow-Fläming“ zugeschrieben. Aus Sicht des Vereins „Opferperspektive“ war Zossen deshalb „für viele zu einem Angstraum“ geworden.

Seit dem Verbot aber hatte sich die Lage in  Zossen entspannt. Allerdings ist erst kürzlich Christoph S., die Nummer zwei hinter Daniel T. bei den „Freien Kräften“, vorzeitig wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Im Frühjahr war er wegen mehrerer Delikte verurteilt worden, darunter auch für rechtsextremistische Straftaten. Allerdings deutet ein Schriftzug unter den Hakenkreuzen auf dem Mahnmal auch auf eine andere mögliche Verbindung hin. Dort wurde die Internetadresse des „Nationalen Widerstands Berlin“ hinterlassen, die immer wieder in Verbindung mit dem Berliner NPD-Chef Sebastian Schmidtke gebracht wurde. Zudem war nach dem Brandanschlag auf das Haus der Demokratie in Zossen auch gegen den einschlägig bekannten Neonazi Julian B. aus Berlin-Rudow ermittelt worden. Alexander Fröhlich

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