Brandenburg: Zu spät zur Arbeit
Vom heutigen Bahnstreik sind 200 000 Berlin-Pendler betroffen /Notfall-Fahrplan im Einsatz / S-Bahnen fahren eingeschränkt
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Potsdam/Berlin - Berliner und Brandenburger müssen sich heute auf massive Einschränkungen im S- und Regionalverkehr der Bahn einstellen: Die Lokomotivführer wollen von 8 bis 11 Uhr streiken. Laut Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL) soll der Arbeitskampf auf alle Bahnstrecken stattfinden. Besonders die rund 200 000 Pendler in der Region um Berlin werden vom Streik betroffen sein, sagte Brigitta Köttel, Sprecherin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Hinzu kommen rund 400 000 S-Bahn-Nutzer, die in der Hauptverkehrszeit am Morgen in der Bundeshauptstadt unterwegs sind.
Die S-Bahn fährt sogar schon ab vier Uhr früh nur noch im Notprogramm . Um zu verhindern, dass Züge streikender Fahrer von acht bis elf Uhr die Gleise blockieren, gilt der Minimalfahrplan – ohne Fahrer der Gewerkschaft GDL – schon ab Betriebsbeginn, erklärte S-Bahn-Sprecher Gisbert Gahler die Entscheidung. Die Deutsche Bahn (DB) hat gestern Abend einen Ersatzfahrplan eingerichtet, der im Internet unter www.bahn.de/aktuell abrufbar ist. Es sei wichtig, dass sich die Fahrgäste vor ihrer Abfahrt informieren, wie ihre Strecke befahren wird, so Köttel. Der VBB stehe in direktem Kontakt mit der DB, so dass er seine Kunden über die eventuellen Änderungen der Anschluss-Bahnen in der Region benachrichtigen kann. Fahrgäste können sich an alle Service-Büros wenden oder im Internet die aktuellsten Änderungen unter www.vbbonline.de einsehen.
Nach Angaben eines Bahnsprechers seien bereits ab 3 Uhr auch die Regionalbahnen nur noch „sehr eingeschränkt“ unterwegs. Der Sprecher empfahl den Bahn-Kunden „sehr viel Zeit“ mitzubringen und andere Verkehrsmittel zu nutzen. „Wir bemühen uns, so gut es geht gegenzusteuern. Die Bahn will nicht streikende Mitarbeiter, in der Regel Bahnbeamte, einsetzen, auch damit die Berliner S-Bahn ab 4 Uhr auf allen Linien im 20-Minuten-Takt fahren kann. S-Bahnsprecher Gahler warnt aber besonders vor Fahrten im größten Gedränge zwischen sechs und 7.30 Uhr und empfiehlt die BVG und das Fahrrad. Die Fahrgäste müssten davon ausgehen, häufig umsteigen zu müssen, weil anders als üblich kaum irgendwo Linien parallel fahren werden.
Auch die wichtigsten Regionalbahnen sollen zumindest die Hauptachsen Richtung Berlin befahren – teilweise mit Bussen, sagte VBB-Sprecherin Köttel. Aber dies sei sehr problematisch, denn viele Busse müssten ja den normalen Regelfahrplan bedienen, „und so viele Busse gibt es ja auch nicht“, so Köttel. Nach voraussichtlichem Ende des Streiks sei die S-Bahn bemüht, wieder zu den normalen Takt-Zeiten zu fahren. Es müsste aber den ganzen Tag mit Verzögerungen gerechnet werden.
Die GDL will mit dem Streik einen eigenständigen Tarifvertrag durchsetzen, der Entgelt und Arbeitszeit für Lokführer regelt. Die Gewerkschaft fordert deutlich höhere Einstiegsgehälter von mindestens 2500 Euro. Beides lehnt die Bahn ab. Derzeit liegen die Einstiegsgehälter bei 1970 Euro brutto. Hinzu kommen monatlich mehrere Hundert Euro an Zulagen.
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