Brandenburg: Zukunftshausen an der Oder
Im Ranking eines Londoner Investorenmagazins landet Frankfurt (Oder) unter Europas Top 25
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Frankfurt (Oder) - In Brandenburg weiß man es schon lange: Spätestens seit dem Aufstieg zur Solarhauptstadt gilt Frankfurt (ODer) als märkischer Senkrechtstarter. Nun scheint die Oderstadt verstärkt auch in den Fokus ausländischer Geldanleger zu rücken. In ihrem aktuellen Ranking der für Investoren attraktivsten europäischen Zukunftsstädte und Regionen 2008/2009 hat die Londoner Finanzzeitschrift „Foreign Direct Investment Magazine“ die brandenburgische Grenzstadt immerhin auf Platz 25 gesetzt. Damit schneidet Frankfurt zwar immer noch schlechter ab als etwa Paris, Leipzig oder Luxemburg, sitzt aber Madrid (24) im Nacken und liegt gleich auf mit der ungarischen Hauptstadt Budapest. In der Bewertung der „Top 10 Micro European Cities“ – also der nicht ganz so großen Städte – schafft es die Kleist-Stadt gar auf Platz 5; noch vor dem deutschen Nobelörtchen Baden-Baden und hinter Waterford City (Platz 1, Irland), Ostersund (2, Schweden) und Warwick (Großbritannien) sowie Flensburg. Das sonst als Boom- und Zukunftsort schlechthin gehandelte Potsdam taucht im Ranking der britischen Investment-Spezialisten gar nicht erst auf.
Für ihre Hitliste hat die britische Zeitschrift, die zur Financial Times gehört, im vergangenen Jahr Daten von mehr als 1000 Städten und Regionen in Europa auswerten lassen. Untersucht wurden zum Beispiel das wirtschaftliche Potenzial, Programme zur Wirtschaftsförderung, Angaben zu getätigten Großinvestitionen der vergangenen Jahre, Infrastrukturprojekte, Lohn- und Energiekosten sowie staatliche Ausgaben für Bildung. Ausgewertet wurden die verschiedenen Daten von einer unabhängige Expertenrunde.
In der Frankfurter Stadtverwaltung indes ist man entsprechend stolz auf die positive Entwicklung: „Der Stadt geht es wirtschaftlich relativ gut“, sagt Sprecher Sven Henrik Häseker. Noch 2004 habe die Arbeitslosenquote bei rund 20 Prozent gelegen, mittlerweile sei sie unter 14 Prozent gerutscht. Im Bundesvergleich könne der Wachstumskern Frankfurt/Eisenhüttenstadt sogar die höchste Investitionssumme pro Kopf vorweisen. Zu verdanken sei dies nicht zuletzt den enormen Investitionen im Solarbereich, meint Häseker. Aber auch zahlreiche Unternehmen aus anderen Sparten hätten sich in der jüngeren Vergangenheit in Frankfurt niedergelassen. „So zum Beispiel der japanische Elektronikkonzern Yamaichi, der hier 2006 ein Werk bauen ließ.“ Das Unternehmen produziert am Standort Kabel und Steckverbindungen für Anlagen der Automatisierungsindustrie, beschäftigt derzeit rund 40 Mitarbeiter. In knapp drei Jahren sollen es hundert sein.
Damals setzte sich die Oderstadt als Standort gegen den tschechischen Konkurrenten Pilsen durch. Als Begründung nannte Yamaichi-Europa-Chef Helge Puhlmann eine höhere Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern. Zudem würden die Beschäftigten in Tschechien wegen der Chance, anderswo mehr zu verdienen, wesentlich häufiger die Firma wechseln. Parallel dazu untersuchten Wirtschaftsprüfer der KPMG die Voraussetzungen an beiden Standorten, bewerteten dabei unter anderem die Förderung in Brandenburg besser als die gängige Praxis in Tschechien.
Während dort die Unterstützung durch Steuernachlässe erfolge, würden die Fördermittel in Brandenburg bereits in der Anfangsphase des Investments fließen. Damit sei der Bedarf an Eigenkapital für ein Vorhaben weit niedriger. Auch die niedrigeren Lohnkosten in Pilsen seien kein Nachteil für die Oderstadt, da sich die Gehälter mittelfristig angleichen würden.Kriterien wie Infrastruktur oder Lebensqualität waren bei der vom Investor Center Ostbrandenburg (icob), der kommunalen Fördergesellschaft Frankfurts, in Auftrag gegebenen Studie damals nicht berücksichtigt worden.
Dass die Oderstadt im jüngsten Ranking der Briten nun so gut abschneidet, wundert Martin Wilke, Leiter des Investor-Centers, nicht: „Das spiegeln auch viele der Gespräche wider, die wir mit ausländischen Investoren führen.“ Besonders gelobt werde dabei häufig die professionelle Verzahnung der Akteure vor Ort. „Wir ziehen alle an einem Strang: Wirtschaftsförderung zum Beispiel, die Kammern und die Stadtverwaltung.“ Zudem habe die Stadt in den vergangenen Jahren viel getan, etwa für die Infrastruktur, so Wilke. Rund 90 Millionen Euro seien unter anderem in die Strom- und Wasserversorgung und in die Bereitstellung von Gewerbegebieten geflossen. Dazu komme noch die strategisch gute Lage als Tor nach Mittel- und Osteuropa und die Nähe zur Bundeshauptstadt Berlin. „Der Standort Frankfurt präsentiert sich auf internationalem Niveau“, sagt der Leiter des Centers selbstbewusst.
Aus London hat er nun auch eine unabhängige Studie, die im Recht zu geben scheint.
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