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Gesundheit: „Zur Arbeit pendeln macht krank“

Susanne Hertzer, Leiterin der Techniker Krankenkasse Berlin-Brandenburg, über die deutlich gestiegende Zahl von Krankmeldungen im Land Brandenburg undd die Fraage, warum Pendler häufiger krank werden.

Stand:

Frau Hertzer, im Schnitt war jeder brandenburgische Arbeitnehmer im vergangenen Jahr mehr als zwei Wochen krank. Das sind etwa 24 Prozent mehr als im restlichen Bundesgebiet. Wie erklären Sie sich diesen großen Unterschied?

Seit nunmehr zwölf Jahren werten wir die Fehlzeiten unserer erwerbstätigen Versicherten aus und Jahr für Jahr ist Brandenburg in der traurigen Spitzengruppe. Eine befriedigende und empirisch belegte Erklärung dafür haben wir nicht. Jedoch Alters- und Geschlechtsunterschiede der Erwerbstätigen sind für die Unterschiede nicht verantwortlich, die wurden bereits herausgerechnet.

Welche Krankheiten sind die häufigsten?

Vorne liegen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems mit durchschnittlich drei Tagen Fehlzeit pro Arbeitnehmer, dann kommen Erkrankungen der Atemwege mit 2,7 Tagen und psychische und Verhaltensstörungen mit 2,3 Tagen. Kurz gesagt: Rückenschmerzen, Erkältungen und Depressionen sind am häufigsten.

Gibt es dabei Unterschiede zwischen Frauen und Männern?

Frauen werden häufiger krankgeschrieben als Männer und haben insgesamt längere Fehlzeiten. Das gilt für alle Altersgruppen. Ursache dafür könnte sein, dass Frauen eher einer Doppelbelastung durch Arbeit und Familie unterliegen und insgesamt eher bereit sind, bei Beschwerden zum Arzt zu gehen.

Lassen sich Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen Brandenburgs erkennen, etwa zwischen den Randsregionen und den Berlin nahen Kommunen?

Wir haben uns in diesem Jahr die Pendler mal genau angeschaut. Sehr viele Brandenburger pendeln zur Arbeit, die meisten davon im Umfeld von Berlin. Unsere Daten haben ergeben, dass bei Pendlern das Risiko einer psychischen Erkrankung besonders hoch ist. Das liegt hauptsächlich an den als stressig wahrgenommen Fahrten zwischen Wohnort und Arbeit.

2006 lag der Krankenstand noch um knapp ein Drittel unter dem Wert von 2011. Die Lage hat sich also verschlimmert. Wie lässt sich der Trend stoppen?

Der Anstieg der Fehlzeiten geht nicht zuletzt auf die psychischen Erkrankungen zurück – allein hier verzeichnen wir ein Plus von fast zehn Prozent von 2010 auf 2011. Anscheinend fühlen sich die Menschen stärker belastet als früher. Wir müssen lernen, die Alarmsignale unseres Körpers frühzeitig und deutlich wahrzunehmen, bevor Stress zur Krankheit wird. Hier muss sich jeder Einzelne sensibilisieren – und wir unterstützen unsere Versicherten nicht zuletzt dabei mit verschiedenen Angeboten und Kursen.

Die Fragen stellte Matthias Matern

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