zum Hauptinhalt

Brandenburg: Zusammen im Einsatz an der Grenze

Swiecko: Polizeizentrum arbeitet seit fünf Jahren

Stand:

Swiecko - Das vor genau fünf Jahren gegründete deutsch-polnische Zentrum von Polizei und Zoll in Swiecko bei Frankfurt (Oder) hat sich nach Einschätzung des deutschen Koordinators Ulf Buschmann „hervorragend entwickelt“. Es sei klar gewesen, dass der Wegfall der Grenzkontrollen nicht nur Vorteile bringe, sondern auch möglichen Straftätern das Handwerk erleichtere, sagt Buschmann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd. Deshalb sei wie an anderen Grenzen auch die länderübergreifende Dienststelle geschaffen worden.

Vorbild dafür war das erste derartige länderübergreifende Zentrum an der deutsch-französischen Grenze im badischen Kehl. Im gesamten Schengenraum gibt es 40 solcher Dienststellen, in Deutschland sind es fünf. Das deutsch-polnische Zentrum in Swiecko ist inzwischen eines der größten länderübergreifenden Zentren im Schengenraum. Derzeit sind dort 44 deutsche und 25 polnische Beamte von Polizei und Zoll tätig. Die Beamten tauschen Daten aus und koordinieren grenzüberschreitende Einsätze. Das sei vor dem Beitritt Polens zum Schengenraum nicht möglich gewesen, erläutert Buschmann. Erst seit 2007 gebe es etwa Verfolgungsfahrten über die Grenze hinweg.

„Wenn die deutsche Polizei ein Auto verfolgt, bleibt sie heute auch in Polen noch dran“, sagt Buschmann. Während der Aktion wird das Zentrum eingeschaltet, welches dann polnische Kollegen informiert. „Wir bringen die polnischen Kollegen an die Lage heran, damit sie mit ihren besseren Ortskenntnissen den Einsatz übernehmen können“, so Buschmann.

Nicht nur die Polizeiarbeit wird effektiver. Auch die Menschen profitieren von der engen Kooperation: „Hat früher ein polnischer Autofahrer in Deutschland keinen Führerschein vorweisen können, hatte das immer ein auswendiges Verfahren zur Folge - und zwar auch, wenn er die Fahrerlaubnis einfach nur vergessen hatte.“ Heute funken deutsche Polizisten während der Kontrolle das Zentrum an und ein polnischer Kollege prüft über den Computer die Fahrerlaubnis. Hat er sie tatsächlich nur vergessen, zahlt der polnische Autofahrer wie ein deutscher zehn Euro Strafe und setzt seine Fahrt fort.

In diesem Jahr hat das Zentrum etwa 16 500 Anfragen von Sicherheitsbehörden erhalten. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr, sagt Buschmann. Die Anfragen umfassen die gesamte Palette der Polizeiarbeit. Etwa 30 Prozent sind Verkehrsangelegenheiten - etwa Anfragen zu Nummernschildern, Zulassungen oder Führerscheinen. Das Gros von 70 Prozent dreht sich um Straftaten. Meist geht es dabei um Diebstahl oder Betrug, selten um schwere Gewaltdelikte.

Er selbst sei anfangs nicht sicher gewesen, ob es gelingen werde, fünf deutsche und drei polnische Behörden unter einen Hut zu bringen, sagt Buschmann. Doch die Bedenken seien schnell verflogen. Die Beschäftigten müssten drei wesentliche Dinge mitbringen: Berufserfahrung, Zweisprachigkeit und Toleranz. Es sei grundlegend, dass jeder die Mentalität des anderen akzeptiere.

Besonders stolz sind die Beamten auf ihre lebensrettenden Einsätze. Schon mehrfach haben sie etwa durch schnelles Handeln einen Suizid verhindert. So hatte ein Mann in Polen die Polizei gerufen, weil sein deutscher Freund ihm per Telefon den Selbstmord ankündigte. Über das Zentrum ging der Notruf zur deutschen Polizei, die sofort die Wohnung des Freundes aufsuchte und den Selbstmord verhindern konnte.Susann Fischer

Susann Fischer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })