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Drangsalierungen wie sie in den Heimen der Haasenburg stattgefunden haben sollen, können den Willen von Jugendlichen brechen.

© dpa

Jugendliche aus der Haasenburg: Zwei Anzeigen nach Misshandlungsvorwürfen

Ein ehemaliger Bewohner der Haasenburg-Einrichtung hat Anzeige gegen das Heim erstattet. Dort sollen Jugendliche drangsaliert und über Stunden fixiert worden sein. Über eine Hotline haben sich weitere Betroffene gemeldet - doch der Draht ins Ministerium steht schon in der Kritik.

Stand:

Potsdam - Im Zuge der Misshandlungsvorwürfe gegen Kinder- und Jugendheime in Brandenburg sind zwei Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft Cottbus eingegangen. Eine beziehe sich konkret auf die Einrichtung in Jessern (Kreis Dahme-Spreewald), sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag. Eingereicht habe sie ein ehemaliger Bewohner des Kinder- und Jugendheims. Zum Inhalt machte der Sprecher keine Angaben. Die zweite Anzeige sei allgemein formuliert und beziehe sich auf mehrere Vorwürfe zur Haasenburg GmbH, die die Heime betreibt.

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Die "taz" hatte unter anderem berichtet, Bewohner seien bei Verstößen gegen die strengen Regeln mit Gesprächsverbot und Einschlüssen bestraft worden. Bei Fixierungen soll es zu Knochenbrüchen gekommen sein.

Die Haasenburg GmbH bestreitet die Vorwürfe. In den drei Heimen in Jessern, Neuendorf in Unterspreewald (Kreis Dahme-Spreewald) und in Müncheberg (Kreis Märkisch-Oderland) leben nach Angaben eines Sprechers 79 Kinder und Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen ab zehn Jahren. Sie stammen demnach aus allen Bundesländern bis auf Bremen und Schleswig-Holstein.

Auch in der Vergangenheit hat es bereits Anzeigen gegen die Haasenburg GmbH gegeben, wie die Staatsanwaltschaft Cottbus mitteilte. Zu einer Verurteilung sei es jedoch in keinem der Fälle gekommen. Bei der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) - sie ist für das Heim in Müncheberg zuständig - lagen bis Freitag keine Anzeigen vor.

Auf einer Hotline des Ministeriums können sich Betroffene melden und ihre Beobachtungen und Erlebnisse schildern - mehrere Anrufe sind dort bislang eingegangen. Die Grünen im brandenburgischen Landtag forderten unterdessen, die Hotline und die Untersuchungskommission müssten losgelöst vom Ministerium sein. "Wenn die Berichte zutreffen, sind hier von allen Seiten schwere Fehler gemacht worden", hieß es in einer Pressemitteilung. "Jetzt eine Hotline einzurichten, die direkt zum Abteilungsleiter des Jugendministeriums führt, zeugt nicht von Fingerspitzengefühl gegenüber den Betroffenen."

Staatsanwaltschaft, Ministerium und Haasenburg GmbH forderten die "taz" auf, ihnen die Dokumente zu übergeben, auf die die Zeitung ihre Berichterstattung stützt. Die Informanten bäten jedoch darum, die Unterlagen nicht der Staatsanwaltschaft Cottbus auszuhändigen, schrieb die Zeitung am Freitag. Sie forderten einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss. (dpa)

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