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Hans-Jürgen Scharfenberg.

© Die Linke

Wähler im Potsdamer Süden: Zwei Sieger, die verloren haben

Im Potsdamer Süden war die Wahlbeteiligung unterdurchschnittlich – die AfD räumte dort ab, vor allem der Schlaatz und die Waldstadt II gelten als Hochburg für die rechtspopulistische Partei.

Stand:

Die SPD hat der Linken den Potsdamer Wahlkreis 22 abgenommen – und zwar mit einer knappen Mehrheit von 249 Stimmen. Demnach erreichten die Sozialdemokraten im Potsdamer Süden 31,6 Prozent der Zweitstimmen, die Linke 30,6. Bei der Landtagswahl 2009 hatte die Linke den Wahlkreis noch mit 36 zu 35,6 Prozent für sich entschieden – Federn mussten also beide Parteien lassen.

Dennoch: Für die Linke ist der von Plattenbauvierteln dominierte Wahlkreis immer noch eine Hochburg. Sowohl in Waldstadt II, am Stern, am Schlaatz und in Drewitz holten die Genossen jeweils die meisten Stimmen, erreichten Werte von 32 Prozent und mehr. Doch auch in diesen Gebieten ging es für die Linken im Vergleich zu vergangenen Landtagswahlen um jeweils um die fünf Prozentpunkte abwärts.

Schlimmeres verhindert hat dabei offensichtlich die Kandidatur von Hans-Jürgen Scharfenberg, der als Direktkandidat 38,4 Prozent holte – 7,8 Prozent mehr als seine Partei. Im Vergleich zu 2009 büßte der 60-Jährige allerdings 4,4 Prozent ein, seine Partei aber noch einen Prozentpunkt mehr. Zum Vergleich: Kein anderer Direktkandidat in Potsdam konnte so viele Extrakreuze jenseits der Zweitstimmen für seine Partei erreichen.

Auch die SPD hat im Vergleich zu 2009 vier Prozent verloren. Allerdings erreichte sie im Wahlkreis auch ihre drei besten Ergebnisse in Potsdam: Am Kirchsteigfeld, in der Teltower Vorstadt und in der Waldstadt II mit Werten zwischen 32,4 und 33,8 Prozent. 3,7 Prozentpunkte unter dem 31,6-Prozent-Wahlkreisergebnis ihrer Partei blieb die SPD-Direktkandidatin Ulrike Häfner, die zwar einen engagierten Wahlkampf führte, aber zuvor in der Potsdamer Politik nicht in Erscheinung getreten war.

Dagegen sind CDU und Grüne die Gewinner in dem Wahlkreis. Im Vergleich zu 2009 legte vor allem die CDU um 2,5 auf 13,5 Prozent zu. Überdurchschnittlich schnitt die Union etwa am Kirchsteigfeld und in der Templiner Vorstadt ab, weit unter dem Schnitt blieb sie hingegen am Schlaatz mit 9,5 Prozent. Direktkandidat Steeven Bretz, der für die CDU über deren Landesliste wieder ins brandenburgische Parlament einzieht, holte 13,9 Prozent und damit ein paar Stimmen mehr als seine Partei. Bretz ist auch Vize-Chef der Potsdamer CDU.

Das Ergebnis der Grünen stieg im Potsdamer Süden leicht von 6,3 auf 6,8 Prozent. Vor allem in der Templiner und Teltower Vorstadt war die Öko-Partei mit 13,8 bzw. 11,6 Prozent stark – jeweils rund zwei Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Dagegen haben die Grünen in den Plattenbaugebieten weiterhin ein Akzeptanzproblem. So blieb die Partei in Drewitz bei 4,1 Prozent stecken. Vor vier Jahren hatte sie dort sogar noch 4,6 Prozent erhalten. Auch im Kirchsteigfeld fiel die Partei von 5,9 auf 5,6 Prozent. 1,7 Prozentpunkte unter dem Ergebnis seiner Partei blieb auch der scheidende Grünen-Kreischef Uwe Fröhlich.

Die rechtspopulistische AfD errang aus dem Stand 10,8 Prozent. Hochburgen für die AfD waren dabei der Schlaatz mit 14,2 sowie die Waldstadt II mit 13,5 Prozent. Am Schlaatzer Milanhorst kam die Partei sogar auf 17,6 Prozent.

Dagegen sackte die FDP von 5,2 auf nur noch einen Prozentpunkt oder 251 Wähler. Selbst die rechtsextreme NPD kam im Wahlkreis 22 mit 1,4 Prozent – ihr bestes Potsdamer Wahlkreis-Ergebnis – auf mehr Stimmen. In den Drewitzer Wahllokalen Oskar-Meßter- und Conrad-Veidt-Straße sowie am Caputher Heuweg in der Waldstadt II gab es keinen einzigen liberalen Wähler. Und auch FDP-Direktkandidat Dominique Römhild – der Chef der Potsdamer Jungliberalen hatte in seinem Wahlkampf versucht, ein weniger neoliberales FDP-Image zu vermitteln – erhielt nur 0,9 Prozent. In vier Wahllokalen am Schlaatz wählte ihn kein einziger Anwohner.

Generell blieb die Wahlbeteiligung im Wahlkreis mit lediglich 48,2 Prozent weit unter dem Potsdamer 55,6-Durchschnittswert. Am Schlaatz lag sie sogar nur bei 28,6 Prozent, in Drewitz bei 30,9 und in der Waldstadt II bei 33,8. Was das konkret bedeutet, lässt sich beispielsweise an AfD-Kandidat Steffen Hein ablesen: Der in der Stadtpolitik bisher völlig unbekannte Kandidat verbuchte in dem Wahlkreis 9,9 Prozent – also 2541 Wählerstimmen. Damit kreuzten bei Hein nur 300 Wähler mehr als bei AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland im Innenstadt-Wahlkreis 21. Doch dort lag die Wahlbeteiligung bei 61,7 Prozent – und wegen der vielen anderen Wähler erreichte Gauland nur einen Wert von 7,2 Prozent. Henri Kramer

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