Von Kay Grimmer: 118 Minuten hörbare Gefühlswelt
Arbeit der Babelsberger Hermes Synchron ausgezeichnet: Pauline Hillebrand und Sabine Arnhold geehrt
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Berlin/Potsdam – „Eine Zwölfjährige lässt nur durch ihre Stimme für 118 Minuten die Gefühlswelt eines Mädchens hörbar werden.“ Die Worte sind groß, mit denen Pauline Hillebrands Synchronleistung im Film „Die Unbekannte“ gelobt wird. „Unverkrampft und glaubwürdig klingt sie als das Mädchen Tea“, zitierte Synchron-Urgestein Charles Rettinghaus („Lost“, „King of Queens“) die Jury. Soviel „Talent“, wie der Potsdamer Hermes Synchron-Chef Jörg Hermes die Leistung der Potsdamerin bewertete, wurde belohnt am Donnerstagabend im Berliner Kosmos-Kino bei der Verleihung der Deutschen Preise für Synchron. Pauline Hillebrand erhielt eine der schweren Stahl-Skulpturen für ihre „Herausragende Nachwuchsleistung“.
Bis zum Schluss blieben die insgesamt sieben Preisträger geheim, doch beim Blick in das Programmheft wurde es Pauline Hillebrand am Abend klar. Als Nominierte gekommen, als Preisträgerin gehen, „in meiner Kategorie war ja lediglich mein Name aufgeführt“ schlussfolgerte sie. Es war nicht der erste Auftritt auf einer Bühne an diesem Donnerstag. Die Sechstklässlerin der Eisenhart- Grundschule sprang am Nachmittag noch flugs für eine erkrankte Freundin bei einem Auftritt des Kindermusiktheaters „Buntspecht“ ein.
Am Abend stand sie dann neben und vor den Großen des Synchron-Genres. Und blieb trotz der ungewohnten Umgebung professionell und ehrlich. „Naja, es ging“, antwortete sie auf die Frage, ob die Synchronarbeit des unter die Haut gehenden Thrillers „Die Unbekannte“ schwierig gewesen war. „Eigentlich war es nicht schwer“, bekannte sie freimütig. Freude an der Synchronarbeit dieses Films hatte auch Sabine Arnhold, die der undurchsichtigen Hauptrolle Irena ihre Stimme geliehen hatte. Die Synchronsprecherin und Schauspielerin – sie war vor einiger Zeit auch als Gast auf der Bühne des Hans Otto Theaters zu sehen – erhielt von der Jury den Preis für die „Herausragende weibliche Synchronleistung“ zugesprochen. Arnhold, die auf der Bühne lediglich ein kurzes „Danke“ herausbrachte ob der Überraschung, begründete die Arbeitslust bei diesem Film mit den Worten: „Es war eine der Figuren, die ich auch bei der Schauspielarbeit liebe. Eine, die Brüche und Gefühle hat. Deshalb freut es mich, dafür ausgezeichnet zu werden“, sagte sie. Für die in Babelsberg ansässige Firma Hermes Synchron, die die Übersetzung des Films verantwortet haben, wurde der Abend damit zu einem doppelten Erfolg. „Vor allem für Pauline freut es mich“, sagte Firmenchef Jörg Hermes. Sie sei ein „Haupttreffer“, erklärte er. Und schließlich: „Ein Potsdamer Kind gewinnt für eine Arbeit einer Potsdamer Firma, besser geht es doch nicht.“
Der Preis für Synchron wird durch eine Fachjury seit 2000 in verschiedenen Kategorien verliehen, erst in Burg/Spreewald, dann einige Jahre im Babelsberger fx.Center und seit 2008 im Berliner Kosmos-Kino. Waren es bei der ersten Verleihung nur ein paar Dutzend Gäste kamen am Donnerstagabend über 400 bei der vom ZDF-Kinokritiker Peter Twiehaus moderierten Gala. Ausgezeichnet wurde auch der Film „Gomorrha“ für die Synchron-Gesamtleistung. Bei den Sprechern erhielt Olaf Reichmann die Trophäe für seine Synchronleistung im Film „Schmetterling und Taucherglocke“. Der Ehrenpreis 2009 wurde an Barbara Ratthey verliehen, die vor allem durch die unnachahmliche Synchronisation der Estelle Getty in „Golden Girls“ mit ihrer Stimme Kultstatus erlangt hat.
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