ATLAS: 123 Namen
Jana Haase findet, „Stolpersteine“ wichtiger als Kranzniederlegungen
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Kränze und Kerzen: Etwa 200 Potsdamer trafen sich am Wochenende, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Trotz Frost- und Regenwetter kamen sie zum Platz der Einheit, in die Lindenstraße, zum Sowjetischen Ehrenfriedhof und in die Jüdische Gemeinde. Es beteiligten sich Potsdamer verschiedenen Alters und verschiedener politischer Gesinnung: „Ehemalige Kämpfer gegen den Faschismus“ und die zumeist russischsprachigen Mitglieder der Jüdischen Gemeinde ebenso wie Stadtverordnete oder linke Jugendliche. Für jeden bedeutet die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus, an sechs Millionen Ermordete Juden, etwas anderes: Mahnungen wurden laut, Angst oder Zuversicht.
Bei so viel Betroffenheit werden die Betroffenen schnell vergessen. Die 123 Potsdamer zum Beispiel, die Holocaust-Opfer wurden. Ihre Namen machte Susanne Marok ausfindig: 2006, unglaubliche 61 Jahre nach Ende des NS-Regimes. „Stolpersteine“ vor ihren Wohnhäusern würden dem damaligen Geschehen ein konkretes Gesicht geben. Heutige Nachbarn hätten die Namen jeden Tag vor Augen. Denn auch wenn alljährliche Kranzniederlegungen berechtigt sind: Wichtiger für ein „Nie wieder“ ist die tägliche Erinnerung an das Unrecht.
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