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Landeshauptstadt: 13 Nichtraucherklassen in Potsdam

Warum die „Humboldtianer“ bald keine Mülltonnen mehr brauchen

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Ein halbes Jahr lang nicht rauchen – Schüler aus 18 Klassen von sieben Potsdamer Schulen, darunter sogar eine Grundschule, stellten sich dieser Herausforderung. 13 Klassen hielten am Ende durch und feierten gestern im UCI-Kino in den Bahnhofspassagen den Abschluss des europaweiten Nichtraucher-Wettbewerbs „Be Smart – Don’t Start“.

Sozialdezernentin Elona Müller-Preinesberger (parteilos) und Simone Schramm, Potsdam-Koordinatorin des Wettbewerbs losten vier gesponserte Preise unter den Nichtraucher-Klassen aus. Das Qualifying war so einfach wie schwierig: Höchstens zehn Prozent der Schüler einer Klasse durften von November bis April zum verbotenen Glimmstängel gegriffen haben: der Selbstverpflichtung zur Enthaltsamkeit wurde per Selbstkontrolle durch eine wöchentliche Schülerbefragung nachgegangen, etwa in der Klasse 10a des Humboldt- Gymnasiums. Je eine Jungen- und Mädchenbeauftragte hielt die Umfrageergebnisse fest. Zwei von 27 Schülern hätten mal geraucht, „auf einer Party oder zum Ausprobieren“, aber keiner tue das regelmäßig, hieß es übereinstimmend unter den Schülern. Sie finden es allerdings schade, dass so viele Lehrer rauchen. Im Lehrerzimmer ihrer Nichtraucherschule geht das nicht mehr, also stehen sie jetzt außerhalb des Schulgeländes bei den Mülltonnen, wissen die Jugendlichen. „Aber sie sind erwachsen und sollen machen, was sie wollen“, meint die 16-jährige Friederike Girnt auf die Frage, wie man das in der Schülerschaft findet. „Wir sind alle alt genug, um uns daran kein Vorbild zu nehmen“, ergänzt ihre Mitschülerin Anne Hetebrüg, 15, selbstbewusst. Diese Sichtweise unterstreicht Schramms Vorstellung, dass Schüler sehr wohl zwischen ihrer eigenen Situation und der anderer unterscheiden können. „Ich ermutige immer wieder auch Lehrer, die selbst nicht von Zigaretten lassen können, dennoch mit ihren Klassen an dieser Aktion teilzunehmen“, sagt Schramm, die fürs Gesundheitsamt in der Suchtprävention tätig ist. „Unter Umständen ist der Erfahrungsschatz solcher Menschen mit ihrer Mühe, von der Sucht weg zu kommen, sehr wertvoll und beeindruckend“, sagt Schramm. Ein besonderes Dankeschön ging an die Klassenlehrer für deren Engagement und zusätzlich geopferte Zeit.

Seit dem Jahr 2000 gibt es den Wettbewerb, doch noch nie hätten so viele Klassen wie in diesem Jahr daran teilgenommen, lobte Müller-Preinesberger. Vom Gesundheitsamt kämen erschreckende Zahlen: Das Eintrittsalter sinke, heute machen schon Zehnjährige erste Erfahrungen mit Zigaretten. Sie begrüße es deshalb, dass unter den Teilnehmern auch schon eine sechste Klasse sei: „Es gilt eben, erst gar nicht anzufangen“, so die Dezernentin. Und es gelte, weiterzumachen und durchzuhalten. Wer 2012 wieder mit dabei ist, kommt in die Lostrommel für den Landespreis des Bildungsministeriums. Über 200 Euro für die Klassenkasse konnten sich die Neuntklässler der Waldorfschule freuen.Steffi Pyanoe

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