Homepage: 14 Stunden Fahrt für deutsches Bier 10. Sommersprachkurs hat in Potsdam begonnen
„Entschuldigung, können sie das noch einmal wiederholen“? Clement Meunier scheint überfordert mit den Informationen, die ihm die Mitarbeiter des Akademischen Auslandsamts der Universität Potsdam mitteilen wollen.
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„Entschuldigung, können sie das noch einmal wiederholen“? Clement Meunier scheint überfordert mit den Informationen, die ihm die Mitarbeiter des Akademischen Auslandsamts der Universität Potsdam mitteilen wollen. Der 26-jährige Geschichts-Doktorand aus Frankreich, der gekommen ist, um seine vor acht Jahren zum letzten Mal gebrauchten Deutschkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen, hat 14 Stunden Busreise aus Paris nach Berlin hinter sich. Und nur drei Stunden geschlafen.
Er ist einer der 42 Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Internationalen Sommersprachkurses „Sans Soucis“, der zum 10. mal an der Universität Potsdam stattfindet (2. bis 23. August). Zum Jubiläum in diesem Jahr steht der Kurs in Anlehnung an die Kulturlandkampagne des Landes Brandenburg unter dem Motto „Architektur“. Mit Architektur haben die Kursteilnehmer, nach eigener Aussage, allerdings kaum etwas zu tun. „Ich will eigentlich nur mein Deutsch aufbessern und meine Kenntnisse über Deutschland erweitern“, sagt Vitali Dmytrenko in nahezu fließendem Deutsch. Der 21-jährige Informatik- und Mathematikstudent ist gerade, nach 26 Stunden Fahrt- und Flugzeit, aus der ostukrainischen Stadt Poltawa im Neuen Palais in Potsdam angekommen. Er hatte schon einmal die Gelegenheit, Deutschland kennen zu lernen. Im vergangenen Jahr war er für 10 Monate als Au Pair bei einer Familie in Bremerhaven.
Ohne jegliche Deutschkenntnisse wagte er sich an die Betreuung eines fremden Kindes. „Ich habe mich gezwungen, mit allen nur Deutsch zu sprechen, obwohl ich mit Englisch oft weiter gekommen wäre“. Derart wolle er es bei diesem Besuch auch halten. „So lernt man doch immer noch am besten“, meint der Student. Er könne sich sogar vorstellen, ein paar Semester in Deutschland zu studieren. Aber dauerhaft hier leben wolle er nicht, auch wenn er hier bessere Berufschancen haben sollte. Die Bindung zu Familie, Freunden und Heimat sei zu groß. In diesem Punkt sind sich die meisten Teilnehmer des Sommersprachkurses einig. Deutschland für vier Wochen sei aufregend und schön – für immer aber eine andere Sache. Nach und nach finden mehr Kursteilnehmer den Weg in den Empfangsraum des Neuen Palais“, wo Kekse, Obst und Getränke auf die weit Gereisten warten. Die Gepäckstücke häufen sich. Nachdem ihnen Stadtpläne, Fahrkarte und der Zimmerschlüssel ausgehändigt wurden, macht sich eine erste kleine Gruppe, bestehend aus zwei Studentinnen aus Armenien und einer Germanistikstudentin aus Westrussland, auf den Weg in die Unterkünfte.
In diesem Jahr gäbe es eine besonders hohe Anzahl an Teilnehmern aus der ehemaligen Sowjetunion. Dies sei ein Trend, der sich bereits in den letzten Jahren abzeichnete, so Sabine Reinecke vom Akademischen Auslandsamt der Universität Potsdam. „Diese Länder haben anscheinend ein größeres Interesse an Deutschland und seiner Sprache als beispielsweise Australier“, glaubt Reinicke.
Viele Teilnehmer haben sich für ein Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) beworben. Damit würden alle anfallenden Kosten übernommen und ein Geldbetrag zur freien Verfügung ausgezahlt. Nicht alle Teilnehmer waren bei der Bewerbung erfolgreich. Sie mussten die Kurskosten und die Anreise aus eigener Tasche zahlen. Auch Clement Meunier aus Paris bekam kein DAAD-Stipendium. Das stört ihn aber nicht weiter. Er möge Deutschland einfach und freue sich besonders auf das deutsche Bier. Zunächst trinke er aber erst einmal einen Kaffee, um bis 18 Uhr wach zu bleiben. Denn dann steht für die Kursteilnehmer und -leiter der erste gemeinsame Termin auf dem Programm: das Abendessen. Malalei Bindemann
Malalei Bindemann
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