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Von Alexander Fröhlich: 250 Wohnungen in Krampnitz

Vermarkter stellt erstmals konkrete Pläne vor und baldigen Baustart in Aussicht

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Neu Fahrland - Im politischen Potsdam herrscht noch immer Verwirrung, was es mit dem Verkauf des Kasernenareals in Krampnitz auf sich hat, da tritt plötzlich ein Investor auf. Ruhiges Wohnen in Potsdams grünen Norden verspricht er. „Ist das nicht idyllisch hier“, sagt Jörg Bohmfalk, der für die Desakon GmbH im Auftrag der Investoren hier Wohnraum vermarkten will und erste Details des Vorhabens schildert.

Noch verfällt die Kaserne, aus manchen Dächern wachsen Birken, sattes Grün bricht die Asphaltdecke der schmalen Straßen auf, die Natur sprengt den Beton. Nicht mehr lange, meint Bohmfalk. „Im Herbst geht es los mit dem Verkauf, dann können die Arbeiten beginnen. Ein dreiviertel Jahr, und die ersten Häuser sind fertig.“ Die ersten Interessenten sind schon da, Immobilienmakler aus Potsdam. Auch Kapitalanleger haben sich gemeldet – das Rennen um die besten Stücke ist eröffnet.

250 Wohnungen sollen in den früheren, denkmalgeschützten Offiziershäusern, Baujahr 1936 bis 1938 an der Südspitze des 112 Hektar großen Geländes entstehen. Es sind zweigeschossige Bauten, die Fenster verrammelt, die Dächer marode, der Putz bröckelt. Bohmfalk kann sich Zwei- und Vier-Familienhäuser vorstellen, die DDR-Plattenbauten auf dem Gelände, also auch an der B 2 nach Spandau, würden natürlich abgerissen. In den Kasernen der früheren Kavallerie-Reitschule sind noch einmal 1300 Wohnungen möglich, die in einem zweiten Bauabschnitt hergerichtet werden sollen. Daneben gibt es allerlei pompöse Bauten wie etwa das Offizierscasino, wo Dani Levy 2006 seine Hitler-Satire „Mein Führer“ mit Helge Schneider drehte. Was mit den übrigen Flächen im Norden des Kasernengeländes samt den Altlasten geschehen soll, ist unklar. „Dort könnten Neubauten entstehen“, sagt der Projektentwickler.

„Die Lage ist ideal, nach Spandau sind es sechs Kilometer, ins Zentrum von Potsdam acht. Drumherum sind vier Seen, manche Bewohner haben einen Blick aufs Wasser“, sagt Bohmfalk, ganz Vermarkter. Der Kaufpreis liege 30 Prozent unter den üblichen Kosten für sanierte Kasernenbauten in der Landeshauptstadt, 2000 Euro und weniger soll der Quadratmeter kosten, Mieten bei sechs Euro liegen.

Bohmfalk spricht von hohen Renditen für Anleger, von Steuervorteilen, die Käufer geltend machen können, weil die Gebäude unter Denkmalschutz stehen und saniert werden sollen. Und für die Stadt Potsdam hat der 62-Jährige ein schlagendes Argument: „Es gibt übergroßen Bedarf an Wohnungen. Unser Projekt wäre ein Gewinn für Potsdam.“ Tatsächlich platzt Potsdam aus allen Nähten, der Zuzug reißt nicht ab.

Zudem haben die Investoren – die Nordland Investment GmbH und die Immoconcept GmbH – einschlägige Erfahrungen: Aus den Kasernen rund um den ehemalige Hauptsitz des sowjetischen KGB in der DDR in Berlin-Karlshorst, auch als russisches Städtchen bekannt, entwickelten sie eine parkähnliche Anlage mit 15 Wohnhäusern und 320 Wohnungen, die meisten sind laut Bohmfalk vermietet. Auch in Magdeburg haben sie solch ein Projekt gestemmt, die frühere Encke-Kaserne.

Der ganze Wirbel in der Brandenburger Politik um den dubiosen Verkauf der Krampnitz-Kaserne aus Landeshand lässt den Projektentwickler Bohmfalk kalt, ebenso zwei Vertreter des Landesrechnungshofes, die sich das Gelände wegen der unklaren Umstände des Geschäfts im Jahr 2007 anschauen. Zwar steht noch, wie das Finanzministerium am Freitag bestätigte, das Land Brandenburg als Eigentümer im Grundbuch. Aber wohl nicht mehr lange. Die Investoren haben Voreinträge, sogenannte Auflassungseinträge, insgesamt zahlten sie dem Vorbesitzer, mit dem das Land 2007 noch 4,1 Millionen Euro ausgehandelt hatte, 7,2 Millionen Euro. Allerdings hat der sich verpflichtet, Abrisse und Altlastensanierung zu bezahlen. Daher rechnet das Finanzministerium nicht mit Spekulationsgewinnen. Das Land muss dem Geschäft noch zustimmen, geht aber davon aus, dass die Stadt Potsdam eine Baugenehmigung in Aussicht gestellt hat. Wenn das stimmt, könnte alles ganz schnell gehen.

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