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Ausdauernd beim Laufen – und auf dem Parkett. Leo Hohmann ist Potsdams Seniorensportler 2011. Hier tanzt er mit Lebenspartnerin Renate auf dem Stadtsportball.

© Manfred Thomas

Sport: 286 Pokale für den Spätstarter

Leo Hohmann ist „Potsdams Seniorensportler des Jahres 2011“

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Leo Hohmann ist nicht zu bremsen. Er läuft und läuft und läuft, obwohl er im nächsten Jahr 80 wird. „Ich werde so lange rennen, bis mir ein Bein fehlt, denn Laufen ist mein Lebenselixier“, erklärt der Leichtathlet des ESV Lok Potsdam, der am Samstag auf dem 13. Stadtsportball im Seminaris-Seehotel zu „Potsdams Seniorensportler des Jahres 2011“ gekürt wurde. „Das ist eine tolle Auszeichnung, die mich sehr freut“, sagt Hohmann zu seiner Ehrung, von der er laut eigener Aussage nichts wusste, bis ihn Moderator Klaus Herber vor die 300 Ball-Gäste bat und später ausrief: „Achtung Brandenburg: Leo Hohmann ist wieder unterwegs!“

Leo Hohmann ist ein Spätstarter, der erst mit 35 Jahren zu rennen begann. „Ich war zu dick, und als mir mein Arzt zu mehr Bewegung riet, kam mir die in der DDR gerade ins Leben gerufene Meilenbewegung gerade recht“, erinnert sich der rüstige Rentner, der heuer bei 1,68 Metern Körpergröße 56 Kilo auf die Waage bringt. „Erst bin ich nur so für mich um die Häuserblocks gelaufen. 1975 begann ich dann bei Lok Potsdam zu trainieren, drei Jahre später wurde ich Lok-Mitglied und startete bei Bezirks- und DDR-Ranglistenläufen, wobei mir auch einige vordere Platzierungen gelangen.“

Als in den 90er Jahren der bis dahin übliche Arbeiterbusverkehr eingestellt wur- de, machte der Berufskraftfahrer aus der Not eine Tugend: Er lief bei Wind und Wetter täglich von seiner Arbeitsstelle in Stahnsdorf heim in die Waldstadt. „Das waren immer 15 Kilometer und bestes Training“, meint Hohmann, der gemeinsam mit weiteren Lok-Leichtathleten die neue Freiheit nutzte, um bei Welt- und Europameisterschaften der Senioren auf den langen Strecken von 5000 Meter bis zum Marathon zu starten. „Dabei habe ich insgesamt 37 internationale Medaillen gewonnen – zehnmal Gold, zehnmal Silber und 17-mal Bronze“, so Hohmann. „Bei Marathonläufen will ich jetzt nicht mehr starten, dazu wäre zu viel Training nötig. Halbmarathons gehen noch.“

Der Potsdamer, der von den letzten Senioren-WM aus Australien neben zweimal Silber über 10 000 Meter und im Halbmarathon auch eine langwierige Viruserkrankung mit nach Hause gebracht hatte, trainiert in seinem Alter noch 60 bis 70 Kilometer pro Woche und läuft seit Langem in seiner jeweiligen Altersklasse bei Volksläufen ganz vorn mit. „Ich war bei allen 20 Brandenburg-Cups dabei und habe 17-mal die Gesamtwertung gewonnen. Beim Sparkassen-Cup habe ich bei allen bisherigen elf Auflagen gesiegt, und beim Niederlausitz-Cup mische ich auch jährlich erfolgreich mit.“ 286 Pokale zieren mittlerweile sein Haus. „Ich trage alle Fahrkosten allein, und mein letzter kleiner Niederlausitz-Pokal hat mich über 350 Euro gekostet. Meine Leidenschaft frisst einen Teil meiner Rente – aber ich brauche das Laufen“, sagt Hohmann, der gestern zum Auftakt der MBS-Cup-Serie 2011 in Caputh über fünf Kilometer Zweiter der M75 wurde.

Täglich absolviere er morgens 70 Kniebeuge und 50 Liegestütze, berichtet Leo Hohmann. Dass er immer noch fit wie ein Turnschuh ist, zeigte er auch am Samstagabend beim Stadtsportball, als der Witwer mit Lebenspartnerin Renate bis kurz vor Mitternacht das Tanzbein schwang. Er ist halt nicht zu bremsen.

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