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Spenden sammeln, solidarisch sein. Zum gestrigen Welt-Aids-Tag unterstützten Politiker wie SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein (l.), aber auch Junge Union-Stadtchef Hans-Wilhelm Dünn oder Linke-Stadtverordnete Jana Schulze die Aidshilfe beim Verteilen der roten Schleifen.

© Andreas Klaer

Von Kay Grimmer: 3000-fache Solidarität

Potsdamer Aidshilfe verteilt rote Schleifen und sammelt über 1500 Euro Spenden / Neues Domizil benötigt

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Ein Stelldichein roter Schleifen auf der Brandenburger Straße, ebenfalls rote Schleifen an Revers und Schals von Menschen, die am Potsdamer Hauptbahnhof auf Zug und Bus warteten – die Potsdamer Aidshilfe sammelte gestern zum Welt-Aids-Tag für ihre Präventionsprojekte unter Jugendlichen Geld. Mit dem Verteilen der roten Schleifen wollte man allerdings auch an die Solidarität mit HIV-Infizierten und Aids-Erkrankten erinnern.

Kommunal- und Landespolitiker aller Fraktionen unterstützten die Aidshilfe beim Verteilen der Schleifen und beim Sammeln von Spenden in der Brandenburger Straße und in den Bahnhofspassagen. Eine Erkenntnis, die von vielen Spendensammlern geäußert wurde: „Je teurer die Kleidung, desto spendenunwilliger“. Dabei ging es gar nicht um große Beträge, die Spendenhöhe war frei wählbar. Potsdams Gesundheitsbeigeordnete Elona Müller, die am Vormittag bei strömenden Regen auf der Brandenburger Straße auf Spendenfang ging, sagt: „Egal wie klein die Beträge sind, jeder Cent hilft.“ Am Abend, als nach fast 3000 verteilten Schleifen Kassensturz gemacht wird, sind es auf den Cent genau 1562,84 Euro, die eingenommen wurden. Verwendet werden soll das Geld für den Nothilfefonds, aus dem hilfebedürftige HIv-Infizierte und Aids-Kranke finanzielle Unterstützung in Notsituationen erhalten.

Doch nicht nur Spendensammeln stand für die Potsdamer Aids-Hilfe gestern im Mittelpunkt. „Wir wollen auch für unsere Arbeit werben und nach ehrenamtlichen Mitstreitern für unsere Präventions- und Aufklärungsarbeit suchen“, sagt Hortense Lademann.

Dass Aufklärung und Prävention nicht verringert werden sollte – auch wenn Deutschland eines der westeuropäischen Länder mit den wenigsten HIV- Neuinfektionen zu sein scheint – zeigen die aktuellen Zahlen: Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) haben sich im Land Brandenburg in diesem Jahr 32 Menschen mit dem HI-Virus neu infiziert. „Bis zum Ende des Jahres rechnen wir mit rund 40 Neuinfizierungen, in etwa der Stand von 2008“, sagt Sabine Frank von der Aidshilfe. Hortense Lademann ergänzt: „In Potsdam hat es laut RKI in diesem Jahr fünf HIV-Neudiagnosen gegeben.“

Die Mitstreiter der Potsdamer Aidshilfe plagt noch eine weitere Sorge. Ihr Mietvertrag für die Räume in der Kastanienallee wurde gekündigt – „wegen Eigenbedarfs des Besitzers“, so Lademann. Noch bis Ende März dürfe man die rund 80 Quadratmeter in der Kastanienallee nutzen, bis dahin muss allerdings ein Alternativstandort her. „Wir wollen weiterhin gut erreichbar bleiben mit Bus und Bahn. Und wenn möglich sollten wir nicht die einzigen Mieter im Haus sein“, so Lademann. Denn Anonymität spiele bei der Aids-Hilfe eine wichtige Rolle. Ausgrenzung und Intoleranz gegenüber Aids-Erkrankten und HIV-Infizierten existiere leider noch viel zu oft, so Lademann. Auch deshalb sind die roten Schleifen jedes Jahr aufs Neue ein notwendiges Zeichen der Solidarität.

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