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Freude im Grottensaal. Sichtbare Freude bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann, dem Stiftungs-Generaldirektor, Hartmut Dorgerloh sowie Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (v.l) über die 155 Millionen Euro für die Rettung nationaler Kulturgüter wie dem Neuen Palais in Potsdam oder dem Berliner Schloss Charlottenburg.

© Bernd Settnik/dpa

Von Erhart Hohenstein: 38 Millionen Euro für Babelsberg

Lange vernachlässigtes Schloss erhält höchste Summe aus den Sonderinvestitionen

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Von der Absichtserklärung aus dem Jahr 2007 nun endlich zum Abkommen: Kulturstaatsminister Bernd Neumann, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und Berlins Regierender Bürgermeister brachten mit ihren Unterschriften gestern das 155 Millionen Euro schwere Rettungspaket für die Bau- und Gartendenkmale der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten auf den Weg.

Als Ort der Unterzeichnung hatte Generaldirektor Professor Hartmut Dorgerloh keineswegs zufällig den Grottensaal des Neuen Palais gewählt. Hier droht den Denkmalpflegern die nicht mehr tragfähige Decke auf den Kopf zu fallen, und eben dies könne mit Hilfe der Zusatzmittel abgewendet werden, sagte Platzeck. Die Saaldecke steht als Symbol für viele Bauten des Berlin-Potsdamer Welterbes.

Allerdings sind für das größte Potsdamer Königsschloss im Vergleich zu anderen Sanierungsobjekten zunächst nur bescheidene 25,7 Millionen vorgesehen. Dies begründet die Stiftung damit, dass das Palais 2012 festlicher Mittelpunkt des Friedrich-Jubiläums und nicht Baustelle sein soll. Deshalb werden dort vorrangig die Prunkräume des Unteren Fürstenquartiers restauriert, die 2012 die Ausstellung zum 300. Geburtstag des bedeutenden Königs aufnehmen sollen. Die auf 121 Millionen Euro veranschlagte Gesamtsanierung könne man erst nach dem Friedrich-Jahr in Angriff nehmen.

Vor 2018 ist damit allerdings nicht zu rechnen, denn das Neue Palais ist noch vollgestopft mit der Graphischen Sammlung/ Plankammer, Depots und Restaurierungswerkstätten. Dafür werden entlang der Zimmerstraße auf dem früheren Theatergelände und auf dem Schirrhof an der Lennéstraße Neubauten errichtet. 36 Millionen Euro Kosten machen den Umfang dieser Bauarbeiten deutlich. Auch mit jenem Großprojekt wird es nicht so schnell vorangehen wie ursprünglich angegeben. Sein Abschluss wird nunmehr für das Jahr 2017 vorausgesagt – und erst dann können die noch im Palais untergebrachten Abteilungen umziehen.

Wie berichtet, werden auch die dem Neuen Palais gegenüber liegenden Kolonnaden nicht wie ursprünglich angekündigt komplett zum Jubiläum, fertiggestellt sein. Das Bauwerk, , für das nunmehr wesentlich höhere Kosten von 22 Millionen Euro angegeben werden soll erst bis 2012 etappenweise fertig sein. Immerhin soll sich das Triumphtor in der Mitte zum 300. Geburtstag des Alten Fritzen im Januar 2012 in altem Glanz präsentieren.

In der gestern veröffentlichten neuesten Auflistung der 13 Projekte des so genannten Masterplans, die mit Hilfe der Sondermittel bis 2017 bewältigt werden sollen, fehlt erstmals der in der Nähe des Palais vorgesehene Gaststättenneubau. Er war bereits in den letzten Wochen durch Stiftungs-Marketingchef Heinz Buri infrage gestellt worden, da bisher kein Betreiber für ein Lokal an diesem Standort gefunden werden konnte. Selbst die bis jetzt als unerschütterlicher Eckpunkt genannte pünktliche Eröffnung des Besucherzentrums, zu dem das Südtor-Gebäude ausgebaut werden soll, scheint nicht mehr sicher zu sein. Die Auflistung gibt jetzt 2012/13 als Fertigstellungstermin an. Zum ebenfalls im Masterplan aufgezählten Besucherempfang an der Historischen Mühle wird für 2012 lediglich der „Abschluss des ersten Bauabschnitts“ angekündigt.

Etwas mehr „Luft“ besteht für andere Großprojekte. Da ist in erster Linie das Schloss Babelsberg zu nennen, das seit Jahrzehnten auf die Sanierung wartet. Nun wird hier nicht mehr gekleckert, sondern geklotzt: 38,5 Millionen Euro sollen eingesetzt werden, und das reicht gerade, um Dach, Fassade und Fenster zu erneuern. Für die dann vielleicht in einer zweiten Etappe nach 2017 beginnende Innenrestaurierung dürfte der Aufwand nicht viel geringer sein. Besser hat es da Schloss Cecilienhof, denn es ist bis auf Arbeiten vornehmlich an den technischen Anlagen wenigstens im Inneren bereits in Ordnung. Aber auch hier müssen für die Sanierung der Außenhülle, so die Erneuerung des in der DDR-Zeit durch Holzschutzmittel vergifteten Dachstuhls, 9 Millionen Euro aufgewendet werden.

Vor allem vor der Abteilung Baudenkmalpflege der Stiftung stehen damit Aufgaben in bisher ungeahntem Ausmaß. Durch eine neue Struktur und dazu die Einstellung zusätzlicher Kräfte versucht sie, diese Herausforderungen zu meistern.

Erhart Hohenstein

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