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Von Michael Meyer: Abfahrtslauf und Gänsebraten

Potsdamer Sportler erleben die bevorstehenden Feiertage auf ganz unterschiedliche Weise

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„Bei 15 Personen brauchten wir wohl drei Gänse – da wird unser traditionelles Essen schwierig“, rechnete Fanny Fischer laut vor. Potsdams diesjährige Kanu-Olympiasiegerin wird Weihnachten daheim in Fahrland verbringen – erstmals nach langer Zeit wieder in ganz großem Familienkreis. „Heiligabend sind wir zusammen mit meiner Oma für uns, aber am ersten Feiertag kommt die ganze Familie aus Brandenburg dazu“, erzählte die 22-jährige Schlagfrau des goldenen Viererkajaks von Peking, die heute ihre letzte Trainingseinheit vor den Feiertagen absolviert. Auch ihre berühmte Tante Birgit Fischer – mit acht Olympiasiegen und 27 WM-Titeln erfolgreichste Kanutin aller Zeiten – wird Weihnachten mit von der Partie sein. Über Silvester fliegt Fanny Fischer zum Skifahren ins österreichische Flachau. Klubkameradin Katrin Wagner-Augustin wird die Feiertage gemeinsam mit Ehemann Lars bei der Familie ihrer Schwester Grit in Brüssel verbringen.

Nach Belgien verschlägt es über die Feiertage auch Melanie Seeger. „Ich werde erstmals nach 31 Jahren Weihnachten ohne meine Familie verbringen“, erzählte die Geherin des SC Potsdam, die derzeit den Spagat zwischen Leistungssport und Lehrer-Referendariat an der Töplitzer Schule probiert. Sie feiert Weihnachten bei der Familie ihres belgischen Freundes Dries Vervecken – der inzwischen bei ihr in Potsdam lebt und als Wissenschaftler an der Freien Universität Berlin arbeitet – in der Nähe Antwerpens. „Vom Weihnachtsessen lass ich mich einfach überraschen“, meint sie. Ganz in Familie will dagegen Klubkameradin Claudia Hoffmann die nächsten Tage verbringen – mit Mutter Angelika, Vater Detlef, den Schwestern Bettina und Manuela und natürlich ihrem Freund David Grunwald. „Wir machen es uns bei meinen Eltern in Nauen gemütlich. Heiligabend gibt es traditionell Kartoffelsalat mit Würstchen, am ersten Weihnachtstag dann Gans mit Kartoffeln und Rotkohl“, berichtet die 400-Meter-Läuferin, die am vergangenen Wochenende einen Kader- Lehrgang des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Erfurt absolvierte und gleich nach Neujahr packen muss: Dann fliegt sie gemeinsam mit ihrer neuen Klubgefährtin Jana Neubert und Heimcoach Frank Möller ins knapp zweiwöchige DLV-Trainingslager nach Fuerteventura.

Daheim in Werder will Christian Pahl, der Torwart des Handball-Regionalligisten 1. VfL Potsdam, Weihnachten seine Eltern bewirten. „Meine Freundin Annika und ich werden eine Ente zubereiten, das ist bei uns traditionell das Weihnachtsessen“, erzählt der 27-jährige Polizeibeamte, der über die Feiertage frei hat und Silvester gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden Victor Pohlack und Enrico Bolduan und ihren Freundinnen in Binz auf Rügen anstoßen will.

Aus dem heimischen Berlin nach Rottenburg bei Stuttgart wird Maria Kleefisch, Mannschaftskapitän des Volleyball-Zweitligisten SC Potsdam, in diesen Tagen fahren. Gemeinsam mit Mutter Gabriele und Vater Uwe besucht sie ihren Bruder Kai, der dort Außenangreifer des Volleyball-Erstligisten EnBW TV ist. „Kai will uns Weihnachten Spezialitäten aus Rottenburg präsentieren“, verriet die 24-jährige Außenangreiferin. Bis zum offiziellen Trainings-Wiederbeginn am 5. Januar will sie „zwei-, dreimal ins Fitness-Studio gehen, damit der Weihnachtsspeck schnell wieder weg ist“. Mannschaftskameradin und Mittelblockerin Julia Plaschke (24), die beruflich als Physiotherapeutin in Teltow arbeitet, wird Heiligabend daheim in Potsdam bei ihrer Familie und der ihres Freundes Robert Ließ – Team-Manager der SC-Volleyballerinnen – verbringen. „Da gibt es klassisch Kartoffelsalat mit Kassler“, erzählte sie. „Weihnachten selbst werden wir dann unterwegs sein.“

Obwohl Weihnachten für ihn keine Feiertage sind, freut sich Almedin Civa, der Mannschaftskapitän des Fußball-Regionalligisten SV Babelsberg 03, über den am Sonntag begonnenen Urlaub. Civa und seine in Groß Glienicke lebende Familie sind Moslems, „und wir hatten unseren größten Feiertag Bayram schon am 10. Dezember“, erklärte der 36-Jährige. „Aber die Schwester meines Bruders ist katholisch, deshalb werden wir unseren Nichten und Neffen natürlich etwas zu Weihnachten schenken. Ich bin in Bosnien unter Moslems und Christen aufgewachsen, das ist für mich alles nicht ungewöhnlich.“ Babelsbergs Torhüter Marian Unger wird währenddessen erstmals Weihnachten in der Familie des Duisburger Ex- Trainers Rudi Bommer – dessen Tochter Jennifer seine Freundin ist – feiern. „Bei uns zu Hause gibt es traditionell immer Karpfen gebacken. Diesmal lass ich mich überraschen“, erzählte der 25-Jährige. „Und über Silvester geht es wie in jedem Jahr zum Skifahren nach Saalbach in Österreich. Gebrochen habe ich mir dabei noch nie etwas – ich komme jeden Berg herunter.“

Bereits seit vergangenem Sonntag rauscht Jennifer Zietz, Mannschaftsführerin des Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam, in Berwang im Tirol österreichische Hänge hinab. „Ich bin mit meiner Familie aus Rostock hier und bin mir sicher, dass wir auch hier unsere traditionelles Weihnachtsessen – Ente mit Kohl und Kartoffeln – auftreiben werden“, berichtete Turbines 25-jährige Allrounderin, die Silvester bei ihrer Schwester in Schwerin feiern will. Während ihre Mannschaftskameradinnen Gaelle Thalmann, Essi Sainio und Leni Larsen Kaurin heim in die Schweiz, nach Finnland beziehungsweise Norwegen flogen, bleibt Trainer Bernd Schröder daheim in Potsdam. „Bis zum Trainingsbeginn am 8. Januar ist noch viel zu tun. Unser Leistungstest vom vergangenen Freitag muss ausgewertet werden und die individuellen Trainingspläne sind abzustimmen“, so der 66-Jährige. Trotzdem freut er sich schon aufs Weihnachtsessen: „Traditionell Gans mit Thüringer Klößen.“

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