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Wissenschaft zum Anfassen gibt es im Ausstellungszug Science Express, der derzeit am Bahnhof Rehbrücke Station macht. In zwölf multimedial ausgebauten Wagen geht es um wissenschaftliche Fragen und Zukunftstechnologien. Der Eintritt ist frei.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Abgefahren

Noch bis Sonntag macht am Bahnhof Rehbrücke der Ausstellungszug „Science Express“ Station

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Potsdam / Rehbrücke - Wenn Wissenschaft und Realität aufeinandertreffen, kann es laut werden. Ziemlich laut sogar, wie die Gäste der Eröffnung des „Science Express“ am Bahnhof Rehbrücke gestern erleben konnten. Die 333 Meter lange Wissenschafts-Ausstellung auf Rädern hatte wegen der S-Bahn-Krise kurzfristig umplanen müssen und steht nun nicht am Potsdamer Hauptbahnhof, sondern in Rehbrücke. Dort allerdings buchstäblich auf dem Abstellgleis. Denn Oberleitungen zur Stromversorgung des Ausstellungszuges sind nicht vorhanden. Als Ersatz wurden gestern Morgen zwei klassische Dieselloks vor den futuristisch weißen Zug gespannt. Die Reihe der Eröffnungsredner stand also vor der undankbaren Aufgabe, mit ihren Begrüßungsworten die Motorengeräusche zu übertönen, was mit Mikrofon auch mehr oder weniger gut gelang. Die Geduld der Schulklassen, die zur Eröffnung gekommen waren, wurde allerdings sichtlich strapaziert.

Im Zug selbst war das dann schnell vergessen. Nach dem Gang durch einen scheinbar endlosen Sternenhimmel – eine Spiegel-Konstruktion – kommt für Potsdamer gleich eine Überraschung: In Wagen zwei musste TV-Journalist und Wahlpotsdamer Günther Jauch als Modell für das Bild eines Neandertalers herhalten. Dafür wurde Jauchs Foto verfremdet, erklärte Wissenschaftszugbegleiterin Meike Jotzo gestern der staunenden siebenten Klasse des Marie-Curie-Gymnasiums aus Ludwigsfelde. Wäre der beliebte Quizmaster wie ein Neandertaler vor 130 000 Jahren geboren, hätte er eine breitere Nase, wulstigere Augenbrauen und ein größere Gehirn, erläuterte Jotzo anhand des Fotos: „Er ist trotzdem nicht so schlau wie wir heute, weil sein Gehirn nicht so gut vernetzt ist.“

In insgesamt zwölf multimedial ausgebauten Waggons können die Potsdamer Besucher der „Expedition Zukunft“ noch bis zum morgigen Sonntag erfahren, mit welchen Fragen sich Wissenschaftler heute befassen und welche Zukunftstechnologien es schon gibt. Bei seiner Reise durch Deutschland ist Potsdam für den Science Express die 49. Station von insgesamt 62, gestern wurde bereits der 200 000. Besucher begrüßt. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Max-Planck-Gesellschaft auf Initiative von Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Inhaltlich geht es um die Suche nach den Ursprüngen von Menschheit und Kosmos, um das Internet, Nanowissenschaften, nachhaltiges Energiehaushalten und das menschliche Gehirn.

Das können Mediziner heute bekanntlich mittels der Magnetresonanztomografie (MRT) kartographieren. Wissenschaftszugbegleiterin Meike Jotzo erklärte gestern aber auch, welches Versuchsobjekt die Wissenschaftler in den 1970er Jahren für Testzwecke zuerst in eine MRT-Röhre fahren ließen: eine Paprikaschote. Die Aufnahme des durchleuchteten Gemüses ist im Zug zu sehen.

Per MRT könnten Forscher heute sogar sehen, wenn eine Person etwas verheimlicht, erklärte Jotzo weiter. Auf dem Bild leuchte dann eine bestimmte Region auf. Dass diese Technologie zu ungenau ist, um sie als „Lügendetektor“ in Gerichtsprozessen anzuwenden, war den Schülern gleich klar: „Man könnte ja auch etwas anderes verheimlichen“, meinte eine Siebtklässlerin: „Man lügt ja nicht nur einmal.“ In den USA allerdings ist der MRT-Lügentest als freiwilliges Beweismittel in Gerichtsverfahren zugelassen, erklärte Meike Jotzo. Jana Haase

Der „Science Express“ steht bis Sonntag am Bahnhof Rehbrücke. Ein kostenloser Shuttlebus fährt viertelstündlich vom Hauptbahnhof, Bushaltestelle 8. Einlass ist von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Im Hauptbahnhof präsentieren Studierende der Uni Potsdam am Samstag von 11 bis 14 Uhr Ergebnisse des Projektes „Hochschulen und Wissenschaft für die Region Potsdam“.

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