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Schneise mit Baumstümpfen. In der Straße Am Neuen Palais will die Schlösserstiftung eine vierreihige Lindenallee schaffen. Kritiker sind über die Fällungen empört.

© A. Klaer

Von Henri Kramer: Abgeholzt

Die Schlösserstiftung lässt viele Bäume fällen – manche sind darüber empört

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Potsdam-West / Klein Glienicke - Die Mitteilung klang harmlos. „In Vorbereitung auf die Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag von Friedrich dem Großen beginnt der Bereich Grünflächen mit der Wiederherstellung der östlichen Seite der historischen vierreihigen Lindenallee zwischen dem Kaiserbahnhof und dem Neuen Palais“, ließ Potsdams Stadtverwaltung Anfang Februar wissen. An der Straße am Neuen Palais bietet sich Autofahrern und Fußgängern inzwischen das Bild einer rasierten Schneise voller Baumstümpfe. 266 Bäume sind gefällt worden. Simon Wohlfahrt findet das empörend. „Das Vorgehen ist völlig unverhältnismäßig“, sagt der Student für Geoökologie, der im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität Potsdam das Referat für Umweltschutz betreut. So viele Bäume zu fällen, um ein historisches Bild wiederherzustellen, zeuge „von einer rückständigen Vorstellung von Ästhetik und wenig Respekt gegenüber der über Jahrzehnte vielfältig gewachsenen Natur“, sagt Wohlfahrt.

Die Schlösserstiftung wehrt sich gegen solcherlei Kritik. „Bei dem Baumbestand hat es sich um Wildwuchs in ungepflegtem Zustand gehandelt“, sagt Stiftungssprecher Ulrich Henze. Ziel sei es, den Zustand aus dem 18. Jahrhundert zu erreichen – eine vierreihige Lindenallee. „Anstelle der Baumstümpfe wird zudem eine historisch belegte Weißbuchenhecke gepflanzt“, sagt Henze. Es ist nicht der einzige Konflikt um Bäume, die auf Wunsch der Stiftung gefällt wurden. Die Potsdamer Grünen haben zuletzt Fällungen in der Lankestraße in Klein Glienicke gemeldet. „Die Fällungen sind aus fachplanerischer Sicht nur bedingt nachvollziehbar“, kritisiert die Öko-Partei. Die Stiftung hält dagegen: Auch für diese sieben Baumfällungen habe es gute Gründe gegeben. „Es ging um die Wiederherstellung einer Sichtachse aus dem Park auf den Griebnitzsee sowie um Platz für mehr Parkplätze“, sagt Henze. Eine direkte Kompensation werde es nicht geben, so der Sprecher, „aber wir pflanzen ja sowieso jedes Jahr neu mit Gehölzen nach“. In Babelsberg wie auch in Potsdam-West habe es „selbstverständlich“ eine Abstimmung mit allen zuständigen Behörden gegeben, so Henze – auch mit dem Grünflächenamt. Für Potsdam-West sieht Simon Wohlfahrt deswegen nicht nur die Stiftung in Verantwortung. „Hier haben wohl einige Fachleute bei der Stadt vor lauter zweifelhaftem ästhetischem Empfinden ihre Kenntnisse vergessen“, moniert er und konstatiert entweder „naturfremden, rückständigen Eigensinn oder ein Mangel an Pflanzenkenntnissen“.

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