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Von Henri Kramer: Abgeschirmte Beinahe-Beigeordnete

Die Wahl der zwei neuen Beigeordneten scheint sicher – doch die Verwaltung übt sich in Heimlichtuerei

Stand:

Einen Tag vor der morgigen Stadtverordnetenversammlung scheint die Wahl einer neuen Kulturbeigeordneten und eines neuen Baudezernenten sicher. Am gestrigen Abend stellten sich die beiden Kandidaten, Dr. Iris Jana Magdowski für die Kultur und Matthias Klipp für das Bauen, allen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung vor, erläuterten erste Pläne.

Sowohl der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Schröder als SPD-Chef Mike Schubert kündigten am Abend ihre Unterstützung für die Bewerber an, ähnlich hatten sich zuvor schon öffentlich die Spitzen von FDP und den Grünen positioniert. Damit wäre die Mehrheit für die beiden Bewerber sicher. Unklar blieb bis zum Abend die Haltung der Linken. Ihr Chef Hans-Jürgen Scharfenberg hatte zuletzt mehr Bedenkzeit gefordert. In einem Auswahlverfahren hatte sich Magdowski gegen 65 Mitbewerber durchgesetzt, Klipp gegen 59. Am vergangenen Freitag hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) ihre Namen verkündet.

Die Wahl der beiden Kandidaten gilt als wichtiger Test für die Stadtkooperation aus SPD, CDU/ANW, die Grünen und die FDP/ Familienpartei. Schon in ihrem Kooperationsvertrag hatten sich die Koalitionspartner in der Beigeordnetenfrage möglichst Geschlossenheit verordnet. Für die beiden Posten werde der „Oberbürgermeister auf Empfehlung der CDU/ANW und den Grünen einvernehmlich abgestimmte Personalvorschläge einbringen“, heißt es sinngemäß in dem Papier. Und: „Die Kooperationspartner erklären, diese Vorschläge zu unterstützen.“ Bei der Entscheidung hätte die fachliche Eignung und die Befähigung zum Amt „oberste Priorität“.

Dennoch spielt wohl auch das Parteibuch eine Rolle. So ist Magdowski CDU- Mitglied, Klipp bei den Grünen zumindest aktiv. Gleichwohl scheinen beide in ihrem Metier erfahren. Klipp war bis 1999 sechs Jahre lang Bezirksstadtrat für Bauen im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg – ein sensibler Job, war der heute 45-Jährige etwa an der Legalisierung von besetzten Häusern beteiligt. Danach arbeitete der Diplom-Ingenieur in der Bauwirtschaft, zuletzt als Chefsanierer für die Wohnanlage „Grüne Stadt“ am Prenzlauer Berg. Magdowski ist derzeit niedergelassene Rechtsanwältin für Kultur- und Verwaltungsrecht. Zuvor war sie Regierungsrätin und schon dreimal Beigeordnete in westdeutschen Städten. So arbeitete sie bis 2005 acht Jahre lang als Beigeordnete für Kultur, Bildung und Sport in Stuttgart, wie Potsdam eine Landeshauptstadt – mit rund 600 000 Einwohnern aber viermal größer. Am Ende dieser Amtszeit hatte es viel Kritik an ihr gegeben, die ihre Bewerbung in Potsdam bereits überschattet hat.

Viel mehr als diese biographischen Daten ist über Magdowski und Klipp vor der Abstimmung morgen aber bisher nicht bekannt, ihre Ideen bisher unklar. Auch gestern blieb das so: Auf Bitte von Jakobs fanden die Gespräche in den Fraktionen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Auch außerhalb dieser Vorstellungsrunden hatten die beiden studierten Bewerber Redeverbot. „Das ist eine Personalfrage, das müssen sie verstehen“, sagte Dieter Jetschmanegg vom Büro des Oberbürgermeisters. Er war einer von zwei Begleitern, die die Kandidaten im Stadthaus von Fraktion zu Fraktion führten.

Die Zusatzaufgabe dieser städtischen Begleitcrew: Die künftigen Beigeordneten auf ihrem Weg vor Fragen abschirmen. Nicht immer war dieses Ziel von Erfolg gekrönt. „Selbstverständlich werde ich nach Potsdam ziehen, anders ist der Job nicht zu meistern“, sagte der Noch- Berliner Matthias Klipp den PNN auf die Frage nach seinem künftigen Wohnsitz. Als er so antwortete, hatte eine neben ihm stehende Mitarbeiterin des Oberbürgermeisterbüros gerade erneut die Nicht-Öffentlichkeit der Angelegenheit betont – doch Klipp setzte sich darüber hinweg.

Anders Magdowski. Sie wollte sich zur Frage ihres künftigen Wohnsitzes nicht so klar äußern, „unter Verweis auf das laufende Verfahren.“ Allerdings verriet sie immerhin, dass sie vor ihrem Besuch in den Fraktionen „Wohnanlagen“ und die Stadt an sich besichtigt habe: „Potsdam ist sehr schön.“

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