Er rührte an den Schlaf der Welt mit Worten, die Blitze waren ...“ So heißt es in einem Gedicht von Johannes R. Becher. Kein anderer als Lenin ist mit diesem „Er“ gemeint: Führer der Bolschewiki und der Oktoberrevolution in Russland 1917. Verehrt und „angebetet“ gut 73 Jahre lang als Gott-Ersatz vom sowjetischen Staat sowie nach dem Zweiten Weltkrieg von seinen Satellitenstaaten, wurden fast alle Ideen Lenins nach 1990 zum Teufel gejagt. Sein gepredigter Dogmatismus hatte sich zur politischen Diktatur entwickelt. Und solch ein Anspruch, so lehrt die Geschichte, hat keinen Bestand. Man warf also ein kritisches, ja vernichtendes Auge auf ihn. Auch auf die Denkmäler, mit denen man zu DDR-Zeiten viele Städte „schmückte“. Mit kämpferischem Blick und wegweisendem Gestus schaute er auf die Menschen, am liebsten auf Massen, die an den Jahrestagen der Oktoberrevolution mit wehenden Fahnen und Transparenten am Denkmal vorüberzogen. Das ist Vergangenheit. Als Anfang der neunziger Jahre die Rote Armee die Landeshauptstadt verließ, hinterließ sie jedoch den Bürgern den einstigen „Führer“, der noch lange am ehemaligen Haus der Offiziere in der Hegelallee unbeachtet stand. Das Unkraut wuchs über das Denkmal. Jetzt fristet es ein Dasein in einem Lager. Es wäre gut, wenn der Lenin ins Museum käme. Denn dort könnte er eventuell Gesellschaft mit anderen „abgestandenen“ Damen und Herren der Geschichte finden. Und vielleicht wird er dort wieder der Größte – jedenfalls, wenn man an die Maße der Plastik denkt.
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