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Links und rechts der Langen Brücke: Abitur zweiter Klasse?

Jan Brunzlow über den Streit in der Stadt, Gesamtschulen in Gymnasien zu ändern. Dabei sollte egal sein, was außen dran steht – die Inhalte sind wichtig

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Das Türschild weist den Weg, obwohl es das nicht sollte. Gymnasium oder Gesamtschule führen im Land Brandenburg zum Abitur – zum Zentralabitur. Eingeprägt hat sich allerdings: Ein Abi an der Gesamtschule ist gut, das am Gymnasium besser. Dabei sind es bei den Prüfungen dieselben Fragen, die die Schüler von verschiedenen Schulen aus verschiedenen Kreisen beantworten. Einziger Unterschied: Die einen legen ihre Reifeprüfung künftig nach zwölf, die anderen nach 13 Jahren ab. So sieht es das Schulgesetz vor. In Potsdam steht die Schullandschaft vor einer neuen Zeitrechnung. Ob es ein Herbst wird oder ein Frühling, mag noch keiner zu sagen. Fest steht, die Zahl der Gesamtschulen wird sich verringern. Zwar hat für sie ohnehin vor drei Jahren, als die Oberschule als neue Regelschule eingeführt worden ist, der Countdown begonnen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Gesamtschule im Land verschwindet. Doch jetzt kommt die Diskussion dennoch überraschend, weil die Gesamtschulen in der Stadt absolut anerkannt sind. Der Elternwunsch hält nun als Hauptargument her, um Gesamtschulen in der Landeshauptstadt zu schließen und Gymnasien aus ihnen machen zu wollen. Eltern wählen für ihre Kinder lieber ein Gymnasium, heißt es immer wieder. Das Argument ist nicht zu widerlegen. Aber derzeit auch nicht zu qualifizieren. Es gibt schlichtweg in Potsdam keine Untersuchung, warum Eltern ihre Kinder angeblich lieber an Gesamtschulen oder an Gymnasien anmelden. Vielleicht brauchen wir diese Art von Umfrage aber auch nicht. Denn das Ziel der beiden Schulwege, sei es an der Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe oder am Gymnasium, ist dasselbe: Es heißt Abitur. Die Frage, welches Abitur das bessere ist, darf daher nur mit einem eindeutigen „keines“ beantwortet werden. Abitur ist die Hochschulreife, die Erlaubnis an einer Universität zu studieren, egal an welcher Schule es abgelegt worden ist. Und sollte ein Einser-Abiturient einer Gesamtschule weniger wissen als ein Dreier-Abiturient eines Gymnasiums, so liegt das nicht an der Schulform, eher am Lehrer. Unterschiede zwischen einzelnen Einrichtungen gibt ist unbestritten – zumindest inhaltlich und bei der Art der Wissensvermittlung sind sie erwünscht. Daher ist es vollkommen egal, was an der Tür einer Schule steht. Inhaltliche Arbeit, Lehrerkollegium sowie das Fächer- und AG-Angebot verursachen Erfolg oder Misserfolg einer Schule. Egal ob an Gymnasium oder Gesamtschule oder im Lebkuchenhaus – wichtig ist, was drinnen passiert.

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