
© Manfred Thomas
Haus Dietz: Abriss und Neubebauung genehmigt
Die Potsdamer Bauverwaltung hat die Baugenehmigung für einen mehrgeschossigen Wohnriegel am Standort des Hauses Dietz genehmigt.
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Potsdam - Damit scheint der Abriss des 1928 im Stil des Neuen Bauens errichteten einstigen Wohnhauses des Architekten Heinrich Laurenz Dietz (1888-1942) besiegelt. Die Genehmigung für einen Neubau auf dem Grundstück Kurfürstenstrasse 24 bis 26 ist bereits am 3. Mai erteilt worden, informierte die Stadtverwaltung am Mittwoch. In der Mitteilung heißt es weiter: „Gegenstand der Baugenehmigung ist ein Bauantrag aus dem Jahr 2011, der den Abbruch des Hauses Dietz sowie die Errichtung eines parallel zur Straße entstehenden fünfgeschossigen Wohnhauses vorsieht.“ Ferner werde eine Tiefgarage und ein viergeschossiger Seitenflügel errichtet.
Gegen den Abriss des Hauses Dietz regte sich in Potsdam und darüber hinaus Protest. Eine Online-Petition gegen den Abriss fand über 1300 Unterzeichner. Die Brandenburgische Architektenkammer kritisierte die Pläne scharf. Der Potsdamer Gestaltungsrat warnte vor einer „städtebaulichen Sünde“, da die unter Denkmalschutz stehende benachbarte Gymnastikschule Ullrich, ein einstöckiges Haus in Leichtbauweise, vom benachbarten Fünfgeschosser erdrückt würde. Es entstehe ein „David-gegen-Goliath-Effekt“. Zur Dimension des Dietz-Nachfolgebaus teilte die Stadt am Mittwoch indes mit: „Die Höhenentwicklung des Gebäudes orientiert sich am Eckgebäude der Hebbelstraße/Kurfürstenstraße und fügt sich somit in die nähere Umgebung ein.“
Noch im April beauftragten die Stadtverordneten den Oberbürgermeister, mit der Landesdenkmalschutzbehörde Kontakt aufzunehmen, um das Haus Dietz unter Denkmalschutz zu stellen. Zu DDR-Zeiten war das Haus denkmalgeschützt. Da es jedoch in den 1980er Jahren mit Mitteln des DDR-Denkmalschutz-Fonds wegen Baufälligkeit abgetragen und rekonstruiert wurde, erklärte das Landesamt für Denkmalschutz das Haus Dietz für nicht schutzwürdig. „Eine Fehlentscheidung“, wie Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins für das Potsdam-Museum, den PNN am Mittwoch sagte. Wiese hatte zuletzt in einem offenen Brief an Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) appelliert, auf die Landesdenkmalschutzbehörde einzuwirken (PNN berichteten). „Ich habe nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten“, erklärte Wicke.
Zwar könnte der Investor, die Berliner Firma Natulis, nach Erteilung der Baugenehmigung das Haus Dietz umgehend abreißen. Diese Gefahr besteht aber offenbar nicht: Wie der vormalige Besitzer des Hauses Dietz, Volker Wiese, den PNN am Mittwoch sagte, verlasse er erst Ende Juli das Haus. Wiese: „Sie werden mir ja wohl das Haus nicht überm Kopf abreißen.“
Bei der Firma Natulis hieß es, der Vorstand habe die Anweisung erteilt, „dass über das Projekt keine Informationen erteilt werden dürfen“. Projektleiter Frank Strehlow könne nicht mit der Presse sprechen – „sonst droht die Kündigung“.
Im Hauptausschuss reagierten die Stadtverordneten mit Empörung. Dies werde „große Proteste“ auslösen, sagte Ute Bankwitz vom Bürgerbündnis. Mike Schubert (SPD) bemängelte, dass der Abriss schon am 3. Mai genehmigt worden ist – obwohl da noch die Antwort der Landesdenkmalpflege auf einen Brief des Oberbürgermeisters ausstand, in dem dieser erneut um eine Überprüfung bat, ob das Haus Dietz ein Denkmal ist oder nicht. gb/HK
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