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Streit um Potsdamer Schule: Absage an private Gesamtschule

Kurz vor Schuljahresbeginn hat das Land Brandenburg der geplanten Gesamtschule in Drewitz eine Absage erteilt. Die Begründung des Bildungsministeriums kann Schulleiter Andreas Mohry nicht nachvollziehen.

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Drewitz - Für die Schule war die Nachricht ein Schock: „Ich dachte, ich bin im falschen Film“, sagt Andreas Mohry, Schulleiter des privaten Schillergymnasiums in Drewitz. Am 17. Juli, also gut drei Wochen vor Beginn des neuen Schuljahres, bekam er per E-Mail aus dem Landesbildungsministerium die Nachricht, dass er für die beantragte Gesamtschule am gleichen Standort mit einer Ablehnung rechnen muss. Grund seien fehlende Räumlichkeiten und Lehrkräfte. Die Ablehnung kam für Mohry aus heiterem Himmel: Noch im Juni habe er auf Nachfrage per Telefon positive Signale aus dem Ministerium bekommen. Mohry bezweifelt auch die vom Land angegebenen Gründe: Er verstehe nicht, wieso in dem Schulgebäude – ein Plattenbau vom Typ Erfurt, der für 720 Schüler ausgelegt sei – kein Platz für 463 Schüler sein soll. Auch bei der Lehrerausstattung widerspricht Mohry der Einschätzung des Landes.

Auf den eigentlichen Absage-Bescheid aus dem Ministerium warte er aber immer noch, sagte Mohry am Dienstag vor Journalisten. Ohne Bescheid ist auch kein Rechtsweg möglich. Er habe jetzt aber die Eltern der 37 für die neue Gesamtschule bereits angemeldeten Schüler informiert, damit sie bis zum ersten Schultag am nächsten Montag eine Ausweichlösung finden können. „Für uns ist das eine sehr unangenehme Situation“, sagt Mohry. Schützenhilfe bekommt er vom CDU-Landtagsabgeordneten Steeven Bretz, der von einer Willkür-Entscheidung spricht: „Das Ministerium darf das Projekt nicht am langen Arm der Bürokratie verhungern lassen.“

Das Bildungsministerium wies am Dienstag auf PNN-Anfrage alle Vorwürfe zurück. Die Beamten hätten verantwortungsvoll gehandelt, sagte Ministeriumssprecherin Antje Grabley: „Es waren nicht alle Genehmigungsvoraussetzungen vorhanden.“ Der Bescheid werde der Schule zeitnah zugestellt. Der Fehler liege stattdessen aufseiten des Schulträgers, so die Sprecherin: Denn für eine noch nicht genehmigte Schule hätte man nicht werben und auch keine Schüler aufnehmen dürfen. Zur Frage, wieso der Bescheid derart kurzfristig falle, wollte sie sich nicht äußern. Zu den Fristen im konkreten Verfahren könne und werde sie nichts sagen.

Laut Mohry wurde der Antrag für die neue Gesamtschule am 25. September 2012 von der Trägergesellschaft ISS gGmbH, die auch schon das Schillergymnasium und die Grundschule betreibt, beim Ministerium eingereicht. Ende Februar 2013 habe sich das Ministerium gemeldet und fehlende Unterlagen angefordert. Diese habe man termingerecht nachgereicht, zudem habe man in einem Beratungsgespräch die pädagogische Ausrichtung der Schule, die als „Modellschule Drewitz“ geplant ist, besprochen. Das letze positive Zeichen habe es auf telefonische Nachfrage kurz vor den Ferien im Juni gegeben. Für die geplante Gesamtschule habe man auch Lehrer eingestellt.

Die Lehrer und Eltern der Gesamtschule haben sich jetzt mit einem offenen Brief an Bildungsministerin Martina Münch (SPD) gewandt und hoffen auf ein Umdenken. Gesamtschulen sind der am stärksten nachgefragte Schultyp in Potsdam: Im sogenannten Ü-7-Verfahren für die staatlichen Schulen hatte es in diesem Jahr 620 Bewerbungen für die insgesamt 575 Gesamtschulplätze gegeben.

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