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Büffeln, büffeln  weiter büffeln? Dem Studium wird nirgendwo in Deutschland so viel Bedeutung beigemessen, wie in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

© ddp

Landeshauptstadt: Abschlusszeugnis – und dann?

Früher sah die Zukunft für Schulabgänger in Brandenburg eher düster aus. Heute sind die Aussichten weit besser

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Das eine fast geschafft – und von dem, was kommen könnte noch keine Ahnung? Brandenburgs Bildungsministerium versucht derzeit Schülern der neunten Klassen und deren Eltern eine Orientierungshilfe bei der Frage zu geben, wie es nach der zehnten Klasse weitergehen könnte – und hofft, auch mehr Jugendliche zum Hierbleiben zu bewegen. Denn nachdem es für Nachwende-Schulabgänger in der Region und generell im Osten kaum Aussicht auf zukunftsfähige und auch gut bezahlte Arbeit gab, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet. „Die Wirtschaft verändert ihre Strukturen in immer kürzeren Zeitabständen – diese Umbrüche bieten Jugendlichen Chancen“, sagt Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD). Und: „In den kommenden Jahren wird es einen stark steigenden Bedarf an Fachkräften im Land geben.“ Wo sich da welche Wege auftun, will das Bildungsministerium mit dem Heft „Nach dem 10. Schuljahr“ aufzeigen. Es soll einen Überblick über die verschiedenen Bildungswege und die möglichen Abschlüsse bieten und Hinweise zu Bewerbungen, Ausbildungsverträgen und Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung für Berufsschüler geben.

Gerade im Bereich der Auszubildenden steuert die Region auf einen Rückgang bei den Bewerbern zu. Immer mehr Betriebe der Region haben Probleme, Lehrstellen zu besetzen. Zum einen sind, wie immer wieder beklagt, bei gleichzeitigem Rückgang der Schülerzahlen, viele Schulabgänger nicht so ausgebildet, wie es sich die Betriebe wünschen. Zum anderen wird in Brandenburg wie sonst fast nirgends in Deutschland bei Schülern und Eltern immer größerer Wert auf das Abitur und ein anschließendes Studium gelegt. Einer aktuellen Umfrage zufolge wird im Nordosten Deutschlands dem Studium mehr Bedeutung für Berufs- und Einkommenschancen zugeschrieben als im Rest der Republik. 74 Prozent der Befragten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern äußerten sich überzeugt, dass sich der finanzielle Aufwand für einen Hochschulbesuch später bezahlt macht. Bundesweit waren es 63 Prozent. 93 Prozent der Befragten im Nordosten gaben an, ihrem Kind ein Studium zu empfehlen.

Laut Stiftung der Deutschen Wirtschaft, die die Studie in Auftrag gegeben hatte, hatte das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid 2004 Bundesbürger ab 14 Jahre in die Repräsentativbefragung „Chancen durch Bildung“ einbezogen. Darunter waren auch 114 aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Als problematisch werden die unterschiedlichen Startbedingungen angesehen. 63 Prozent der Befragten etwa schätzten die Karrierechancen von Kindern aus Nichtakademiker-Familien schlechter ein als die des Nachwuchses aus Akademiker-Haushalten. Deshalb befürwortet eine große Mehrheit (70 Prozent) eine intensivere Förderung von Nichtakademiker-Kindern schon während der Schulzeit.

Damit solle sichergestellt werden, dass auch sie ihre Bildungschancen wahrnehmen können. „Die Mehrheit der Befragten kritisiert die Chancenungerechtigkeit in unserem Land und fordert verstärkte Bildungsanstrengungen“, erklärte Tessen von Heydebreck, Vorsitzender des Vorstands der Deutsche Bank Stiftung.

Gemeinsam mit der Accenture-Stiftung und der Stiftung der Deutschen Wirtschaft ist sie Initiator des Förderprogramms „Studienkompass“, mit dem Kinder aus Nichtakademiker-Familien zur Aufnahme eines Studiums motiviert werden sollen. „Junge Menschen bringen fast immer eine hohe Leistungsbereitschaft mit. Es liegt an uns, ihnen die nötigen Angebote an die Hand zu geben, damit sie ihre Möglichkeiten voll entfalten können“, betonte von Heydebreck.

Die Umfrage habe auch einen großen Bedarf an Informationsangeboten offenbart. „Wir brauchen in Deutschland eine intensivere Studien- und Berufsorientierung an den weiterführenden Schulen. Angehende Abiturienten benötigen deutlich mehr Informationen über Studienmöglichkeiten und eine stärkere persönliche Förderung, damit sie ihre berufliche Zukunft optimal gestalten können“, betonte Frank Riemensperger, Vorstandssprecher der Accenture-Stiftung.

87 Prozent der Befragten aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg hielten eine gute Studien- und Berufsorientierung bereits während der Schulzeit für besonders wichtig, damit Schüler selbstständig die richtige Entscheidung treffen können. Der „Studienkompass“ könne dabei eine wichtige Hilfe sein, erklärte Arndt Schnöring, Generalsekretär der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. L. Sauch/dpa

Die Broschüre „Nach dem 10. Schuljahr“ kann abgerufen werden unter:

www.mbjs.brandenburg.de

oder in Einzelexemplaren per E-Mail bestellt werden bei:

martina.marx@mbjs.brandenburg.de

L. Sauch, dpa

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