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Abgestellt? In den Bahnhofspassagen werden offenbar immer mal wieder Kinder "geparkt", während die Eltern einkaufen.

© Andreas Klaer

Vermisster Vierjähriger in Potsdam: Abstellplatz für Kinder

Im Fall des weggelaufenen Vierjährigen in Potsdam prüft nun die Staatsanwalt den Fall. Zudem gibt es offenbar Fälle, in denen Eltern ihre Kinder im Spielzeugladen lassen - um in Ruhe shoppen zu können.

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Nachdem ein weggelaufener Vierjähriger Potsdam über Stunden in Atem gehalten hat, kommt nun eine verantwortungslose Praxis der Kinder-Nicht-Betreuung ans Licht: Der zweigeschossige Spielzeugladen „Pinocchio“ in den Bahnhofspassagen wird offenbar immer mal wieder von Eltern dafür genutzt, dort ihre Söhne und Töchter abzustellen, um dann in Ruhe einkaufen zu gehen. Das bestätigten Mitarbeiter des Spielwarenfachgeschäfts – in dem der Vierjährige am Samstag nach stundenlanger Suche gefunden worden war – am Montag gegenüber den PNN.

Eltern mit Einkaufstaschen holen ihre Kinder ab

In zwei bis drei Fällen pro Jahr habe man Kinder entdeckt, die unbeaufsichtigt im Laden unterwegs gewesen seien, so die Mitarbeiter – speziell an Wochenenden. Die Eltern würden dann ausgerufen. „Manchmal kamen sie mit gefüllten Einkaufstaschen zurück“, sagte ein Mitarbeiter. Ein Sprecher des Jugendamts teilte mit, solche Fälle seien in der Behörde zumindest noch nicht bekannt geworden.

Stundenlange Suchaktion in Potsdam

Mit dieser Praxis hat der Fall vom Samstag aber offenkundig nichts zu tun. Nach Angaben des Vaters des Vierjährigen wollten beide gegen 14 Uhr zum Einkaufen gehen – der Junge sei dabei vorausgelaufen und plötzlich verschwunden. Es folgte eine stundenlange Suchaktion der Polizei – bis der Vierjährige gegen 19 Uhr im „Pinocchio“ gefunden wurde, wo er sich über Stunden aufgehalten haben soll. Erstaunlich war, wie der Junge die Strecke vom Templiner Eck über viel befahrene Straßen bis zum Bahnhof schaffte. Nach PNN-Informationen soll der Junge zudem im „Pinocchio“ geäußert haben, er sei vom Spielplatz auf der Freundschaftsinsel gekommen – allerdings ist unklar, ob er womöglich erst dorthin ausgerissen war.

Jugendamt sieht keine Vernachlässigung

Die Geschichte wird jedenfalls untersucht, kündigte Polizeisprecherin Jana Birnbaum an: „Ob der Vater seine Aufsichtspflicht vernachlässigt hat, wird wie in jedem ähnlich gelagerten Sachverhalt durch die Staatsanwaltschaft geprüft.“ Ebenso sei das Jugendamt vorsorglich informiert worden, so Birnbaum. Klar sei schon jetzt: „Wir werden dem Kindesvater keine Rechnung für die Erfüllung einer unserer Hauptaufgaben – die Gefahrenabwehr – schicken.“ Der Mann sei erleichtert gewesen, seinen Sohn in die Arme schließen zu können. Ein Sprecher des Jugendamts sagte, es handele sich nicht um einen Fall von Vernachlässigung. Eltern mit „Ausreißer-Kindern“ könnten sich bei der Behörde beraten lassen.

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