Landeshauptstadt: Adlerstreit geht weiter
Nun liegen zwei Anträge zur Farbe des Wappentiers vor. Bekommt keiner die Mehrheit, bleibt es weiß
Stand:
Am Ende könnte er hängen bleiben – der weiße Adler im Plenarsaal des Landtags. In der kommenden Woche müssen die Abgeordneten über zwei Abgeordnetenanträge namentlich abstimmen. Nach dem von der CDU-Fraktion initiierten und von drei FDP-Abgeordneten unterstützten Antrag soll der von Architekt Peter Kulka entworfene weiße Adler im Plenarsaal entfernt und durch das heraldisch korrekte Wappentier Brandenburgs, den roten Adler mit gelbem Schnabel, gelben Kralllen und gelbem Kleestengel an den Flügeln, ersetzt werden. Eine Mehrheit für diesen Antrag ist nicht in Sicht. Denn SPD und Linke haben einen eigenen Abgeordnetenantrag initiiert, der auf einem Kompromiss beruht, den das Parlamentspräsidium mit Kulka gefunden hat. Demnach soll der weiße Adler an der Stirnseite des Plenarsaals abgenommen und am Rednerpult ein kleinerer roter angebracht werden, dazu der Schriftzug „Landtag Brandenburg“. Dieser kleine rote Adler am Rednerpult soll allerdings nicht dem originalen Wappentier entsprechen, sondern eine symbolhafte Abbildung sein.
SPD und Linke rechnen damit, dass es für diesen Antrag eine Mehrheit gibt, auch drei FDP-Abgeordnete stützen ihn. Allerdings erwarteten am Dienstag SPD-Fraktionschef Klaus Ness und Linke-Fraktionsvize Stefan Ludwig auch, dass einzelne Mitglieder ihrer Fraktionen nicht zustimmen werden. Einige Linke-Abgeordnete wie Landtagsvizepräsidentin Gerrit Große halten am weißen Adler fest, andere wollen sich nicht beteiligen, weil „es wichtigere Themen gibt“, so Ludwig.
SPD-Fraktionschef Ness sagte, er rechne nicht damit, dass Landtagspräsident Gunter Fritsch den Kompromissantrag der Koalition mitträgt. Fritsch hatte in den vergangenen Monaten Druck für den roten Adler gemacht. Er ist seit jeher Anhänger des heraldisch korrekten Wappentiers. Fritsch wird nachgesagt, er wolle vor seinem Rückzug aus der Politik unbedingt sein Lebenswerk vollenden, zur Landtagswahl im September tritt er nicht mehr an. Ludwig nannte Fritschs Agieren unglücklich. „Ich gehe davon aus, dass der Schwerpunkt des Amtes darin besteht, Probleme zu lösen. Das war für uns in der Fraktion nicht immer erkennbar.“ Er habe sich auch nie träumen lassen, dass in Brandenburg derart provinzielle Debatten über den weißen Adler geführt würden. „Ich war teilweise von der Plattheit der Debatte überrascht“, sagte Ludwig.
Die Grünen werden wohl beide Anträge, den für den kleinen und den für den großen roten Adler, ablehnen oder sich dazu enthalten. Finden beide Anträge keine Mehrheit, bleibt der weiße Adler hängen. Alexander Fröhlich
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