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Bereit für die EM. Turbine Potsdams Nationalspielerinnen Anja Mittag, Babett Peter, Leni Larsen Kaurin, Bianca Schmidt, Fatmire Bajramaj und Jennifer Zietz (von links) beim Fototermin im heimischen Luftschiffhafen.

© Jan Kuppert

Von Michael Meyer: „Alien“ soll in Finnland helfen

Sechs Potsdamerinnen kicken nun bei der EM-Endrunde für Deutschland beziehungsweise Norwegen

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Sie wird sich für die Europameisterschafts-Spiele einen Hauch „Alien“ von Thierry Mugler auflegen und ihre goldfarbenen Puma-Schuhe überstreifen. Das Parfüm hat Anja Mittag auch getragen, als sie im Juni mit Turbine Potsdam Deutscher Meister wurde, und mit den neuen Töppen „in der Farbe, die unsere EM-Medaille haben soll, habe ich zuletzt im Training schon öfter getroffen“, sagt die Stürmerin des Deutschen Frauenfußball- Meisters. Heute fliegt sie mit der deutschen Nationalmannschaft via Frankfurt (Main) zur EM-Endrunde nach Helsinki, von wo aus es mit dem Bus weiter nach Tampere geht. Im dortigen Ratinan-Stadion wird Titelverteidiger Deutschland am 24. August gegen Norwegen, am 27. 8. gegen Frankreich und drei Tage später gegen Island seine Vorrundenspiele bestreiten. Und Anja Mittag hofft, dann ihren bisher 57 A-Länderspielen und sieben Toren weitere Einsätze und vielleicht sogar Treffer folgen lassen zu können. Beim letzten EM-Test in Bochum gegen Russland (3:1) drückte sie nur die Bank, davor in Mannheim gegen Japan (0:0) hatte Bundestrainerin Silvia Neid sie nach der Pause eingewechselt. „Ich muss abwarten, die Trainerin entscheidet. Aber wenn ich eingesetzt werde, werde ich mein Bestes geben. Gut vorbereitet bin ich“, signalisiert die 24-Jährige.

Das sagen auch die anderen deutschen Nationalspielerinnen Potsdams von sich, die heute nach Finnland düsen, um dort mit dem DFB-Team das Finale am 10. September im Olympiastadion Helsinki zu erreichen und zu gewinnen. „Ich hoffe, wir sehen uns zum Endspiel, zu dem ich mit DFB-Präsident Theo Zwanziger kommen werde“, gab Turbine-Cheftrainer Bernd Schröder am Montagabend auf dem vom Fußball-Landesverband im Potsdamer „Seekrug“ veranstalteten Sommerfest des Frauenfußballs seinen Kickerinnen Anja Mittag, Jennifer Zietz, Babett Peter und Bianca Schmidt mit auf dem Weg. Die Neu-Potsdamerin Fatmire Bajramaj fehlte dort; die vom FCR Duisburg gewechselte Nationalspielerin weilte daheim in Mönchengladbach, von wo sie nach der EM an die Havel ziehen wird. Verabschiedet wurde auch Leni Larsen Laurin, die in Finnland mit Norwegen um EM-Meriten kicken wird.

Die größten Einsatzchancen bei der EM für Deutschland kann sich aus dem Turbine-Quintett Babett Peter ausrechnen. Die 21-Jährige wurde mit der DFB- Equipe 2007 Weltmeisterin, im vergangenen Jahr Olympia-Dritte und bestritt 2009 alle bisherigen Länderspiele mit. „Es wäre vermessen zu sagen, dass mein Einsatz immer sicher ist“, meint die Sportsoldatin, die in der Vierer-Abwehrkette die linke Außenseite beackert und es bislang auf 32 A-Einsätze brachte. „Aber es würde mich schon überraschen, wenn ich nicht gegen Norwegen spielen sollte.“ Die Gruppe B, in der sie mit Deutschland ran muss, hält Babett Peter für die schwerste der drei Vorrunden-Staffeln. „Norwegen ist schwer zu bespielen, Frankreich ein ganz ekeliger Gegner und Island ebenfalls eine sehr robuste Truppe“, erläutert sie.

Auf der rechten Abwehrseite hat Bianca Schmidt ihren Platz – wenn Silvia Neid dort sie und nicht Routinier Kerstin Stegemann (31) vom Herforder SV einsetzt. „Hoffentlich bekomme ich die Chance, mal zu spielen“, sagt die mit 19 Jahren zweitjüngste Spielerin des deutschen Teams, die im vergangenen Jahr mit der U20 des DFB Weltmeisterschafts- Dritte geworden war, in diesem Jahr in die A-Nationalmannschaft aufrückte und mit dieser bislang fünf Länderspiele bestritt. „Egal wen – wir müssen jede Mannschaft schlagen, wenn wir den EM-Titel haben wollen. Und wir wollen den“, erklärt die gebürtige Thüringerin, die einen Kuscheltier-Löwen als Maskottchen mit nach Tampere nimmt.

Jennifer Zietz hat keinen speziellen Glücksbringer im Gepäck und keine Flausen im Kopf. „Meine Einsatzchancen bei der EM sehe ich als sehr gering an“, sagt die 25-jährige Mittelfeldspielerin, die daher auch in den letzten – eigentlich trainingsfreien – Tagen im heimischen Luftschiffhafen Turbines Übungseinheiten mit Ball mitmachte; auch noch gestern Nachmittag. „Das ist für mich die beste aktive Erholung. Außerdem konnte ich mir gleich mal einen Eindruck von unseren neuen Spielerinnen machen“, so Potsdams Mannschaftskapitänin, die auf bislang zwölf Länderspiele zurückblickt, in diesem Jahr von Silvia Neid aber trotz einiger Berufungen noch nicht eingesetzt wurde. „Trotzdem freue ich mich, weil ich jetzt erstmals bei einem solchen internationalen Turnier dabei sein werde“, so Zietz.

Während sie „ein paar Fotos meiner Familie und Freunde und ein Turbine-Trikot“ mit nach Finnland nimmt, hat Fatmire Bajramaj einen kleinen Engel aus Stein dabei, den ihr ihre Mutter Ganimet geschenkt hat. „Das ist mein Glücksbringer, der mich immer begleitet“, erzählt Potsdams „Neue“. Die gebürtige Kosovo-Albanerin gehört zu Deutschlands kreativsten Offensivspielerinnen. „Ich denke, dass ich meine Einsätze in Finnland bekommen werde. Ob von Anfang an, das muss man sehen. Aber ich will meine Chance nutzen und mich auch für die Startelf anbieten“, erklärt die 21-Jährige, die seit 2005 bisher 30 Länderspiele bestritt und dabei dreimal traf. Wenn Deutschland nun in Tampere, später vielleicht in Lahti oder Turku und womöglich am Ende in Helsinki zum EM-Endrundenspiel antritt, wird sich Bajramaj ihre aktuellen schwarz-gelben Nike-Schuhe anziehen und einen Hauch „Fancy“ von Jessica Simpson – „eines meiner Lieblingsparfüms“ – auflegen.

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