
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Allein im Schloss
Spannender als für Erwachsene: Auftakt für neue Kinder- und Familienreihe in Sanssouci
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Nur selten hat der Besucher die Bildergalerie neben dem Schloss Sanssouci ganz für sich allein. Der Auftakt für die neue Kinderreihe der Schlösserstiftung an diesem Sonntag jedoch macht es möglich: Staunend betreten Jana Feiler und ihre kleinen Gäste die von außen so unscheinbare Bildergalerie – als einzige Besucher.
„Friedrich II. war ein so großer Kunstfreund, dass er extra ein Schloss nur für Gemälde bauen ließ“, erklärt Feiler und macht auf die eigentümliche Gestaltung des 100 Meter langen Prunk-Saales aufmerksam, der normalen Gästen in dieser Jahreszeit verschlossen ist: Anders als in einer modernen Galerie hängen alle 146 Bilder dicht an dicht wie eine Tapete auf der linken Wand des Raumes. Direkt neben dem Eingang steht eine Apoll-Statue, des Gottes der Kunst, den Friedrich II. natürlich sehr schätzte, sowie eine Statue seiner Zwillingsschwester Diana, der Göttin der Jagd. „Schaut doch mal, ob ihr sie auf einem der Bilder wiederfindet“, fordert Jana Feiler auf.
Die Göttin ist schnell entdeckt, denn das Gemälde, auf dem sie thront, ist sehr groß. „Was glaubt ihr, wer das gemalt haben könnte?“, fragt Feiler. „Goethe?“, kommt eine vorsichtige Vermutung. Aber es ist natürlich ein echter Rubens, auf dem neben der Göttin viele Tiere zu sehen sind. „Damals gab es noch keine Fotografie und wenn jemand ein Tier wie einen Löwen oder Leoparden sehen wollte, dann musste man sie malen“, erklärt Feiler, die selbst Künstlerin ist. Bemerkenswert an dem mehrere Hundert Jahre alten Bild ist die große Farbigkeit, die es bewahrt hat – ein Verdienst des genialen Malers. „Ich dachte, die Bilder werden immer wieder neu gemalt“, wundert sich der achtjährige Skipp. Es sind bei Weitem nicht alle Bilder, die der Alte Fritz besaß, in der Bildergalerie zu sehen: „Dies war nur seine repräsentative Sammlung, die er anderen Fürsten gezeigt hat, seine Lieblingsbilder hingen im Schloss Sanssouci“, verrät Feiler. „Hatte Friedrich gar keine Bilder von sich selbst hier hängen?“, fragt ein Junge erstaunt. „Nein, er hat es abgelehnt, eigene Porträts in seinen Schlössern hängen zu haben.“ Da es der dritte Advent ist, darf auch ein weihnachtlicher Blick auf die Sammlung nicht fehlen: Als Feiler und ihre Gäste vor dem Gemälde einer Krippenszene stehen, wird über die Weihnachtsgeschichte gesprochen.
Damit die Kinder sich nicht nur Kunst anschauen, sondern auch selber kreativ werden, können sie anschließend in der Museumswerkstatt weihnachtliche Figuren aus Ton herstellen. Die Eltern sind angetan von dem Konzept: „Ich habe schon oft gehört, dass Kinderführungen in Potsdam spannender sein sollen als die für Erwachsene“, sagt Mutter Anna Hoffmann.
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