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Homepage: Alleine ist die Welt nicht zu retten

Das IASS bildet eine Schwerpunktgruppe für die Energiewende, deutsche Ziele weltweit von Interesse

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„Die Energiewende ist ein Füllhorn neuer Technologien, das kann für Länder in der ganzen Welt attraktiv sein“, schätzt Klaus Töpfer, Gründungsdirektor des Potsdamer Institut for Advanced Sustainability Studies (IASS). Nach dem unerfreulichen Klimagipfel in Doha stelle sich umso dringlicher die Frage nach dem Sinn einer Vorreiterrolle Deutschlands beim Klimaschutz. „Alleine werden wir die Welt nicht retten“, weiß der ehemalige Umweltminister. Dennoch sei es sinnvoll, weiterhin in neue Stromnetze, den Ausbau der Wind- und Solarenergie und weitere Techniken zu investieren. Denn nur so könne das ehrgeizige Ziel erreicht werden, die deutsche Energieerzeugung bis 2050 zu 80 Prozent und bis 2020 bereits zu 20 Prozent aus erneuerbaren Energien zu speisen.

Obwohl die derzeitige Bundesregierung die vollständige Umkrempelung der Energieversorgung zum Ziel gesetzt hat, hapert es derzeit an vielen Stellen bei der Umsetzung. Das hat auch das IASS erkannt und daraufhin eine Task Force gegründet. Mit der „Plattform Energiewende“ versammelt das Institut diejenigen Mitarbeiter, die sich künftig verstärkt um das Thema der erneuerbaren Energien kümmern sollen. Die Schwerpunktbildung lag nahe, denn nachhaltige Technologien und die Erforschung von Klimaveränderungen gehören ohnehin zum Programm des IASS.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz habe sich weltweit als beispielhaft erwiesen, stellt Töpfer fest. 60 Nationen, als letzte auch Japan, hätten sich bereits an dem Gesetz orientiert. Sicherlich gebe es berechtigte Kritik, diese müsse bei einer Novellierung des Gesetzes berücksichtigt werden. Die Höhe und die Dauer der garantierten Vergütung des Stromes, der aus erneuerbaren Energien ins Stromnetz eingespeist wird, sei zu diskutieren. Es sei zu fragen, ob das Gesetz nicht zu undifferenziert Wasser- oder Windkraft, Onshore- oder Offshore Anlagen gleichermaßen fördere. Jedenfalls aber habe sich innerhalb von zehn Jahren der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien verdreifacht und die installierte Leistung nahezu verfünffacht.

„Für die Energiewende gibt es bisher eine breite Zustimmung innerhalb der Bevölkerung. Das muss auch so bleiben“, sagt die Wissenschaftlerin Kathrin Goldammer, die in der „Plattform Energiewende“ mitarbeitet. Die Umstellung auf erneuerbare Energien schreite erheblich schneller voran als zunächst angenommen. Dies habe allerdings auf Strompreise und Preise für Emissionszertifikate Auswirkungen, die Probleme bereiten könnten. Die Strompreise auf den Spotmärkten für Tages- und Nachtstrom seien in den Jahren von 2008 bis 2012 kontinuierlich gesunken. Das sei für Stromversorger und Industrieunternehmen eine positive Botschaft, da ihre Beschaffungskosten sinken. Für die Betreiber konventioneller Kraftwerke, die noch lange Zeit zur Stromversorgung notwendig seien, bringe dies Schwierigkeiten mit sich. Denn sie müssten ihre Kosten für Rohstoffe und Emissionszertifikate ebenfalls aus dem Strompreis und -verkauf decken. Die Preise für Emissionszertifikate würden sich gegenwärtig zudem auf einem Niveau befinden, das den Betrieb von Kohlekraftwerken günstiger als den von Gaskraftwerken erscheinen lasse. Letztere hätten allerdings eine erheblich günstigere Bilanz beim klimaschädlichen Kohlendioxid.

Nicht nur bei Einspeisevergütung und Strompreis erweise sich die Energiewende als Kraftanstrengung mit vielfach verflochtenen Einzelsträngen, weiß Töpfer. Zum Beispiel das Stromnetz. So mache der elektrische Strom aus erneuerbaren Energien nicht an Ländergrenzen halt. Das führe etwa zur Verärgerung Polens, das mit seiner Kohleverstromung ins Hintertreffen gerate. So sei innerhalb Deutschlands und innerhalb der EU ein Ausbau der entsprechenden Infrastrukturen für Energie notwendig. Deutschland werde ein Viertel der Kosten des auf zehn Jahre angelegten Netzausbauplanes der EU tragen. „Warum verabschieden wir hier nicht einen entsprechenden Infrastrukturplan, wie es ihn für Autostraßen ganz selbstverständlich gibt?“, fragt Töpfer. Seine Mitarbeiter weisen darauf hin, dass letztlich die größten Einsparpotenziale für Energie im privaten Wärmeverbrauch und in der Mobilität liegen. Hier müssten gezielt Anreize geschaffen werden. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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