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Landeshauptstadt: Alles über Müller und Mühle

Neue Dauerausstellung in dem Technikdenkmal am Rande von Sanssouci eröffnet

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Sanssouci - In der Historischen Mühle können sich die Besucher die Legende vom „Müller von Sanssouci“ jetzt auch erzählen lassen. In ein altes Becherwerk, eine Art Aufzug zum Transport von Getreide und Mehl, wurde eine Hörstation eingebaut. Über sie gibt Andreas Flügge, der beim rbb die legendäre Figur verkörpert, drei Versionen der Geschichte zum besten, in der der wackere Mann dem großen König Friedrich trotzt, der seine Mühle abreißen lassen will. Er droht ihm ein Gerichtsverfahren an, und der Monarch gibt sein Ansinnen auf.

Die Darstellung der Legende und ihrer vielschichtigen Hintergründe ist eine der Attraktionen, die der gestern durch Mühlenchef Torsten Rüdinger eröffnete neue Teil der Dauerausstellung zu bieten hat. Auch das Kostüm des Müllers aus der Potsdamer Aufführung des Stückes „Der Müller und der König“ von Peter Hacks ist ausgestellt. Ebenso detailliert geht die Exposition auf die Geschichte des Bauwerks selbst ein. Schon 1736 drehten sich auf dem Hügel nördlich von Sanssouci die Flügel einer Bockwindmühle. Damals hatte der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. für Potsdam ein umfangreiches Mühlenbauprogramm aufgelegt, um die Bewohner der schnell wachsenden Stadt und die bei ihnen einquartierten Grenadiere mit Mehl und Brot zu versorgen. In einen Plan aus dem Jahr 1725 haben die Autoren der Ausstellung als winzige Modelle nicht weniger als 50 Mühlen eingearbeitet, die damals in Potsdam mahlten.

Ihre heutige Gestalt als Holländermühle bekam das Bauwerk erst um 1790; gut ein halbes Jahrhundert später, 1858, wurde sie stillgelegt. Danach entwickelte sie sich, nicht zuletzt wegen der mit ihr verbundenen Legende, zum Touristenziel. Dazu können zahlreiche bunte Postkartenmotive betrachtet werden, Textquellen wurden aber kaum aufgefunden. Die Ausstellungsautoren – neben Rüdinger sind es Sandra Hoeritzsch, Alexandra Jäger und Stephan Theilig – haben vermieden, um das traurige Ende der Mühle eine neue Legende zu spinnen. Sie brannte bei Kriegsende im April 1945 aus. 1982 begann das Handwerk des Bezirkes Potsdam den Wiederaufbau, wurde aber durch die „Wende“ gestoppt. Schließlich wurde das Werk dennoch zu einem guten Ende geführt. Seit 1993 drehen sich wieder die Flügel. Etwa 60 000 Besucher zählt die Mühle pro Jahr, und es sollen noch mehr werden. Dabei hofft Rüdinger auf die Anziehungskraft der gestern eröffneten Ausstellung, die nicht nur eine Fülle neuer Informationen bietet, so auch zur Windenergie und zur touristischen Nutzung von Mühlen, sondern darüber hinaus u.a. durch drehbare Bild-Text-Tafeln, Arbeitsgeräte, Mechanismen, Brandreste der alten Mühle anschaulich gestaltet ist. Dafür zeichnen sujet design berlin und die Druckerei „Kleine und Kreative“ Berlin verantwortlich. Die 37 000 Euro Kosten wurden vom Landeskulturministerium, vom Mühlenkreis Minden-Lübbecke, vom Verband Deutscher Mühlen und anderen Sponsoren übernommen. Als Eigentümer sorgte die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten für die Parkettfußböden in den drei Mühlenetagen, die für die Ausstellung genutzt werden.

Während des Eröffnungsrundgangs drehten sich weiter die Flügel und das Mahlwerk. Rüdingers „Geselle“ Frederic Schüler ließ die Mühle auch an diesem Tag zeigen, dass sie nicht nur ein Museum ist, sondern nach wie vor produziert. Das Mehl und das daraus gebackene schmackhafte Mühlenbrot können die Besucher mit nach Hause nehmen. E. Hohenstein

E. Hohenstein

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