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Landeshauptstadt: „Allet außer Schlager“

Im Bürgerhaus am Schlaatz treffen sich behinderte Jugendliche – und tanzen

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Wenn es um Musik geht, ist Christoph nicht wählerisch: „Allet außer Schlager“, gefällt dem 27-jährigen Potsdamer. Und trotzdem wird man ihn weder im Waschhaus, noch im Lindenpark oder auf dem Theaterschiff tanzen sehen. Denn Christoph hat eine Behinderung und braucht, wenn er ausgeht, eine Begleitperson. Aber die ist Mitternacht schwer zu finden. Und da beginnt das Potsdamer Nachtleben in den Diskotheken gerade erst. Deshalb kommt Christoph regelmäßig zur Disko für behinderte Jugendliche ins Bürgerhaus am Schlaatz.

„Es ist schön, dass wir Spaß haben können und Freunde treffen“, sagt der schlaksige junge Mann mit der großen Brille und lacht. Sein Freund Daniel stimmt ihm zu. „Dass wir unter uns sind“, gefällt ihm an den Tanzabenden im großen Saal des Bürgerhauses aber auch. „Man versteht sich besser“, findet der 23-Jährige, der am liebsten Rock, Pop und Metal hört. Das Besondere an der Disko für die behinderten Jugendlichen sei, „dass die Leute sich freuen“, findet André Woyna. Der 24-jährige Potsdamer war bereits einmal DJ – ehrenamtlich. Auch übermorgen will er wieder im Bürgerhaus dabei sein und seine Nebelmaschine und die Beleuchtungsanlage mitbringen. Am Samstag soll er sogar bezahlt werden – dank einer Spende vom „Palmenzelt“.

25 Jugendliche mit Behinderung kommen im Durchschnitt zu der Disko, sagt Hannelore Mehls. Als Vorsitzende des Vereins Lebenshilfe organisiert sie die Tanzabende seit November 2005 und möchte ein möglichst „breites Spektrum an Behinderten erreichen“. Trotzdem sind es im Vergleich zum Anfang sogar weniger Besucher geworden. Woran das liegt, kann Mehls nicht sagen. Sie plagt vor allem das Geldproblem: „Wir hatten finanziell große Sorgen“, erzählt sie. Im neuen Jahr konnte es nur dank der Spende eines Potsdamer Prominenten, der nicht genannt werden möchte, weitergehen.

Das freut zum Beispiel Nicole. Die 22-Jährige, die gerade eine Ausbildung zur Reinigungskraft macht, hilft vor der Disko beim Aufbau, erzählt sie. Besonders die Live-Auftritte gefallen ihr, wie zuletzt bei der Faschingsdisko die Tanzgruppe. Sonst steht Nicole eher auf Techno und Rammstein: „Wir tanzen bis zum Umfallen“, beschreibt sie die Atmosphäre am Disko-Abend. Die Zeit vergehe immer viel zu schnell. Von 18 bis 22 Uhr dauert die Veranstaltung. In dieser Zeit ist Hannelore Mehls mit fünf Helfern mehrfach im Einsatz: Hinterm Tresen, beim Einlass, aber auch auf der Tanzfläche, als Animateurin oder Hilfsperson: „Wenn wir sehen, es sitzt jemand an der Seite, beschäftigen wir uns mit ihm“, erklärt sie. Auch beim Gang auf die Toilette hilft sie, wenn es nötig ist. Sie sei „individuell für jeden einzelnen da“, sagt sie. Jana Haase

Termine: Jeweils Sonnabend, den 24. März, den 5. Mai und den 7. Juli. Ort: Bürgerhaus am Schlaatz, Schilfhof 28. Beginn: 18 Uhr. Eintritt: 1 Euro. Weitere Informationen beim Verein Lebenshilfe unter Tel.: (0331) 70 48 570.

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