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Von Jana Haase: Alltag, aber anders

Vogelspinnen, Notstrom und Verkehrschaos: Stadtfilmmacherin Jana Marsik über ihren Filmdreh in Kambodscha

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Am Ende hat sie sogar ein frittiertes Vogelspinnenbein gegessen. Auch mit den Schutzgeister, denen an jedem neuen Drehort Mini-Altäre mit frischem Obst und süßen Räucherstäbchen gewidmet wurden, hat Jana Marsik sich irgendwie arrangiert: „Wenn ich aus Versehen rangestoßen bin, habe ich mich sogar hingekniet und gebetet.“ Die Unwägbarkeiten des Wetters und der Stromversorgung gehörten ohnehin zum Alltag – genauso wie das Mantra „ad banhe ha“ – zu deutsch: Kein Problem – mit dem sich die Kambodschaner am Ende um alles Zeit kümmerten, zu seiner Zeit.

Drei Monate war Potsdams Stadtfilmerin in Kambodscha zu Dreharbeiten für Detlev Bucks neuen Film „Same Same But Different“. Am Mittwochabend berichtete die Kamerafrau und HFF-Absolventin im Haus der Generationen und Kulturen am Schlaatz gemeinsam mit Produktionsassistentin Kristin Wille und Oberbeleuchter Florian Kronberger über den Dreh. Es war die zweite Veranstaltung der Reihe „Potsdamer Köpfe im Kiez“ des Vereins „ProWissen“. Im kleinen Kreis vor zehn Zuhörern erzählten die Filmleute von dem „ganzen Wahnsinn“, wie Marsik heute sagt.

„Angefangen hat alles mit diesem Roman“, berichtete sie. Gemeint ist Benjamin Prüfers autobiografisches Buch „Wohin Du auch gehst“: Darin beschreibt Prüfer, Jahrgang 1979, wie er nach dem Abitur auf Abenteuerreise in Kambodscha eine Affäre beginnt. Die junge Kambodschanerin Sreykeo arbeitet als Prostituierte, wie sich bald herausstellt. Und damit nicht genug: Zurück in Deutschland erfährt Benjamin, dass sie HIV-positiv ist. Ein nervenzerreibende Fernbeziehung beginnt. Benjamin unterstützt die Frau zunächst mit Geld und heiratet sie schließlich. Heute haben die beiden ein gesundes Kind und leben abwechselnd in ihren beiden Heimatländern.

Detlev Buck wollte aus dem Stoff „eine Geschichte über die wahre Liebe“ machen, sagt Jana Marsik: In den Hauptrollen standen Shooting-Star David Kross („Der Vorleser“) und die Thailänderin Apinya Sakuljaroensuk vor der Kamera. Das 50-köpfige Team bestand zur Hälfte aus Deutschen und Kambodschanern.

Für Jana Marsik wurde es die erste Reise nach Asien. „Ein Kulturschock“, sagt die 34-Jährige über die Ankunft der Hauptstadt Phnom Penh im November 2008: „Ich wusste gar nicht, wie ich den Überblick behalten und Bilder finden soll.“ Auf den Straßen herrsche das blanke Chaos: „Die Menschen bewegen sich wie Fischschwärme ineinander verzahnt“, erklärt Jana Marsik: „Es gibt keine Verkehrsregeln.“

Wenn man sich aber darauf einlässt, ist es am Ende alles wie zu Hause, nur eben ganz anders – das besagt auch der Filmtitel: Same Same But Different. „Man muss sich in diesen Fluss begeben, dann funktioniert auch alles“, sagt Jana Marsik. Die Arbeit mit dem Notstromaggregat, die Beleuchtung mit Energiesparbirnen und Neonröhren, die Schutzgeister-Altäre oder die Laienschauspieler, die im entscheidenden Moment dann doch zur Stelle waren.

Erst in der letzten Drehwoche Ende Januar in Hamburg sei das Filmteam aus dem kambodschanischen Alltag zurückgeholt worden: „Wir waren ein bisschen wie die Zigeuner und konnten uns in Hamburg gar nicht richtig benehmen“, sagt Jana Marsik und lacht. Der fertige Film soll im Oktober 2009 ins Kino kommen. Marsiks vier Stadtfilm-Projekte sollen im Sommer fertig werden.

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